Essen-Frohnhausen. . 16 Menschen haben nach dem Großbrand an der Hamburger Straße in Essen-Frohnhausen kein Dach mehr über den Kopf. Frohnhauser Bürger leisten spontan Hilfe.

Das wahre Ausmaß des Schadens nach dem Brand des Hauses an der Hamburger Straße 114 (wir berichteten) ist erst am Tag danach zu erkennen. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus, dessen Grundfeste laut Feuerwehr etwa aus dem Jahre 1780 stammen und das bis 2006 eine Kneipe beherbergte, ist einsturzgefährdet. Betreten verboten. Die Bewohner des Hauses und seiner rückseitigen Anbauten – insgesamt 16 Menschen – haben kein Dach mehr über dem Kopf und alles verloren.

Florian Schwartz, der seit November vergangenen Jahres im Erdgeschoss des des Hauses wohnte, erinnert sich an den Dienstagnachmittag. „Ich habe am Rechner gesessen und hatte Kopfhörer auf, als ich plötzlich den Brandgeruch wahrnahm und nur noch aus dem Haus rannte“, erzählt der 26-Jährige. Zeit, etwas mitzunehmen, sei nicht mehr gewesen. Im Haus habe er noch die Brandmelder aus dem oberen Stockwerk gehört. Kurz nachdem er draußen gewesen sei, hätten die Flammen aus dem Dachstuhl geschlagen.

Helfer und Brandopfer, v.l. Alfred Engels, Florian Schwartz, Michaela Klaus, Ulrich Richter und Eigentümer Sascha Schoner.
Helfer und Brandopfer, v.l. Alfred Engels, Florian Schwartz, Michaela Klaus, Ulrich Richter und Eigentümer Sascha Schoner. © WAZ

Während Florian S. bei Freunden unterkam, verbrachten drei Familien die Nacht erst einmal im Hotel. Darunter auch ein älteres Ehepaar. „Der Mann hatte am Dienstag in T-Shirt und Pantoffeln eine Katze aus dem Haus geholt“, berichtet Peter Marx, der seit 1989 direkt gegenüber des Fachwerkhauses wohnt und dem Ehepaar am Nachmittag erst einmal Unterschlupf gewährte, mit Mineralwasser versorgte und ein altes Handy zur Verfügung stellte. Die zweite Katze hat der ältere Mann übrigens mit Hilfe der Feuerwehr noch am Mittwochnachmittag aus dem Haus geholt. Die dritte Katze sei auch noch lebend im Haus gesehen worden. Nachbar Peter Marx lobt die Arbeit der Rettungskräfte. „Feuerwehr, Malteser oder Seelsorger, alle kümmerten sich um das Ehepaar.“

Noch nicht einmal eine Zahnbürste

Auch ein Ehepaar mit drei kleinen Kindern – Zwillinge von drei Jahren und einem Mädchen von knapp einem Jahr – hat seit Dienstag kein Dach mehr über dem Kopf. Michaela Klaus ist seit 25 Jahren mit der Mutter der drei Mädchen befreundet. „Ich habe am Dienstagabend noch mit ihr geschrieben. Sie haben nichts mehr – noch nicht einmal eine Zahnbürste“, erzählt Michaela Klaus, die schon im Laufe des Nachmittags über WhatsApp ihre „Mädels“ aus der Karten-Spielrunde anschrieb, um erste Hilfsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. „Einige Sachen sind bereits zusammengekommen“, berichtet Klaus. Sie gehört nicht nur zur Damenrunde, sondern sie ist auch Wirtin der „Friesenstube“, dem Vereinslokal des VfB Frohnhausen. Die Fußballer hatten am Dienstagabend ein Spiel. Der eine oder andere kam danach noch auf ein Bier vorbei. „Sie haben sofort ihre Hilfe zugesagt“, berichtet die Vereinswirtin.

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„Wir haben per E-Mail einen Rundruf bei den Mitgliedern gestartet, damit wir schnell das Nötigste zusammenbekommen“, sagt Alfred Engels, 2. Vorsitzender des VfB Frohnhausen, der 600 Mitglieder hat. Das Nötigste, das sind erst einmal Dinge des täglichen Bedarfs wie Duschgel, Zahncreme oder Pampers. Zudem müssen sich die betroffenen Familien um neue Dokumente (Personalausweise, EC-Karten etc.) kümmern. Und auch die Frage der Unterkunft wird sich schnell stellen, denn die Familien, die im Hotel untergebracht wurden, müssen diese am kommenden Wochenende bereist wieder verlassen. „Deshalb fragen wir bei unseren Mitgliedern auch nach, wer von einer freien Wohnung weiß und wer Möbel zur Verfügung stellen kann“, sagt Alfred Engels.

„Diese Hilfsbereitschaft haut mich echt vom Hocker“

Bei Ulrich Richter, einem Ur-Frohnhauser, der für sein soziales Engagement bekannt ist, liefen am Mittwoch die Fäden zusammen, klingelte fast unablässig das Telefon. „Diese Hilfsbereitschaft haut mich echt vom Hocker“, sagt der 69-Jährige, der sich unter anderen für die Kinderkrebshilfe engagiert. „Das sind wir unseren Mitbürgern schuldig“, so Ulrich Richter.

Neben Sachspenden werden auch Geldspenden angenommen. Der Versuch, ein Treuhand-Konto für die Brandopfer einzurichten, schlug fehl. Privatpersonen dürfen das nicht. Zwei Banken, die gefragt wurden, wussten auch keinen Rat. Bei der Sparkassen-Filiale in Frohnhausen wurden die Helfer fündig. Sie spendierte gut zwei Dutzend Spardosen, die nun in Geschäften und Gaststätten aufgestellt werden.

Bei der Suche nach der Brandursache gab es am Mittwoch noch keine Ergebnisse. „Wir waren mit einem Brand-Sachverständigen vor Ort und haben uns das Gebäude erst einmal von außen angeschaut“, erklärt ein Polizeisprecher. Weitere Untersuchungen sollen am Donnerstag folgen.