Essen-Borbeck. . In Borbeck eröffnete das Diakoniewerk am Mittwoch einen weiteren Second-Hand-Laden. Spenden sind jederzeit willkommen. Einkauf für Jedermann.

Die alte Dame vor der verschlossenen Glastür deutet auf eine weiße Plastiktüte in ihrer Hand. Melanie Hilbert geht zur Tür, öffnet sie, nimmt der alten Dame die Tüte ab und bedankt sich freundlich für die Kleiderspende.

Obwohl der Diakonieladen in Borbeck an diesem Tag erst offiziell eröffnet wird, ist er seit seiner Fertigstellung im Dezember 2015 in der Borbecker Bevölkerung schon gut bekannt. „Hier herrscht eine rege Abgabe“, erzählt Melanie Hilbert, die Leiterin. Erst tags zuvor habe man gleich mehrere Säcke gebrauchter Kleidung aus einer Haushaltsauflösung erhalten.

Günstige Lage

Die günstige, weil zentrale Lage am Borbecker Platz 1 trägt sicherlich zur Bekanntheit bei. „Ich freue mich, dass wir nun auch hier einen Laden haben. Hier fehlte so etwas noch“, sagt Joachim Eumann, Geschäftsführer des Diakoniewerks. 18 Jahre hat er als Rechtsanwalt in Borbeck gearbeitet, kennt den Stadtteil also. Es sei auch Wunsch von Jürgen Becker, dem neuen Hauseigentümer, gewesen, in den Räumen der früheren Apotheke ein soziales Projekt zu verwirklichen. „Immer mehr Menschen hätten Probleme, zurecht zu kommen“, erklärt Joachim Eumann. Auch in Borbeck. Die Veränderungen der Geschäftswelt – Zuwachs an Ein-Euro-Läden – sei ein Indiz dafür.

Dass in dem etwa 100 Quadratmeter großen Verkaufsraum über Jahrzehnte in einer Apotheke Tinkturen und Pülverchen gemischt wurden, sieht man dem Raum nicht mehr an. Dort, wo ehemals ein riesiger Apothekerschrank thronte, gibt es jetzt zwei Umkleidekabinen. In den Regalen liegen säuberlich nach Größen gestapelt Pullover, in Pappschachteln liegen Krawatten wie Sardinen in einer Dose. Auf Kleiderständern warten Jacken und Blazer für „kleines Geld“ auf Kunden, zu denen auch zunehmend Flüchtlinge gehören. Die Preise orientieren sich an einer Liste, die das Diakonische Werk erstellt hat. „Jeder kann hier einkaufen“, erklärt Melanie Hilbert. Eine Nachweis der Bedürftigkeit müsse nicht vorgelegt werden. Gehandelt werde aber nicht. Die Mitarbeiter von Melanie Hilbert sind meist Artbeitslose, die sich mit dieser Tätigkeit für den Arbeitsmarkt qualifizieren sollen und wollen.

Mit Kunden hatte Melanie Wilbert auch in ihrem bisherigen Berufsleben zu tun. Sie arbeitete in der Schmuckabteilung der Bottroper Karstadt-Filiale, die in der vergangenen Woche geschlossen wurde. Man hatte ihr einen Job in einer anderen Filiale angeboten. Das war ihr zu unsicher. Sie bewarb sich auf die Anzeige des Diakoniewerks – und bekam die Stelle in Borbeck. Sie habe etwas Neues ausprobieren wollen.

Gebrauchte, gut erhaltene Kleidung (auch für Kinder!) sammelt die AiD, die Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigung des Diakoniewerks, an über 40 Containerstandorten in der Stadt. „Die Sachen können aber natürlich auch im Laden abgegeben werden“, betont Melanie Hilbert noch einmal.

Vor der verschlossenen Tür stehen wieder zwei Frauen. Sie wollen offenbar die Eröffnungsfeier nicht stören und warten geduldig bis 12 Uhr. Dann öffnet der Diakonieladen wieder für das Publikum.