Nordviertel. . Beate Scherzer und Peter Kolling spendierten der Grundschule Nordviertel 30 Mal „Mein erstes Deutsch“ für den Unterricht der Flüchtlingskinder.

Peter Kolling und Beate Scherzer sind Buchhändler. Ihre Buchhandlung „Proust“ in der Innenstadt besteht 2015 zehn Jahre und wurde für ihr Engagement jüngst mit einem dritten Platz unter Deutschlands Inhaber geführten Buchhandlungen belohnt.

Eine schöne Sache, die am Montagmittag im Nordviertel so gar nicht von Bedeutung ist. Scherzer und Kolling sind in die Grundschule Nordviertel gekommen, wo in der Aula zwei Dutzend Kinder auf die Gäste warten. „Seiteneinsteiger“ werden diese Kinder genannt, die Kinder von Flüchtlingen.

„Wir wollten neben der bundesweiten Aktion des Börsenvereins des Buchhandels, der spezielle Leseecken in Büchereien einrichten will, auch etwas direkt vor Ort tun. Man sieht nur die Flüchtlingsströme im Fernsehen, nicht die Auswirkungen vor Ort“, erklärt Peter Kolling. Vor Ort wollte er einen kleinen Beitrag leisten. Und der sollte etwas mit seinem Metier zu tun haben. Seitenseinsteiger und Buchhändler? Was lag da näher als ein Buch, das sich mit der deutschen Sprache befasst. Dreißig großformartige Bücher brachte er am Montag als Geschenk mit.

In der Grundschule Nordviertel fand er den passenden Adressaten seiner Aktion. Die größte Grundschule Essens mit ihren Häusern an der Beisingstraße und der Gertrudisstraße besuchen zurzeit etwa 350 Schülerinnen und Schüler. „Wir sind ohnehin schon eine Schule mit 100 Prozent Migrationshintergrund“, sagt Betül Durmaz. Die 47-jährige Schulleiterin kam als Zweijährige mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland. „Ich weiß, wie wichtig es ist, die Sprache zu lernen. Mit der Sprache eröffnet man sich die Welt“, sagt Betül Durmaz, die, wann immer es der Job als Schulleiterin erlaubt, selbst im Fach Deutsch unterrichtet.

„DaS“ – Deutsch als Fremdsprache

50 Seiteneinsteiger lernen bisher in der Grundschule Nordviertel. Quer durch die Nationen. Zehn sollen demnächst noch dazukommen. Den Großteil des Unterrichts werden die Kinder aus Syrien, Afrika oder Rumänien in den normalen Unterricht der Klassen integriert. „Diese Kinder müssen aber zusätzlich individuell betreut werden“, erklärt Betül Durmaz. Das passiert durch „DaS“ – Deutsch als Fremdsprache. Je nach Sprachkenntnis werden die Kinder in einer von drei Gruppen zusätzlich unterrichtet. Über das Engagement der Lernenden kann sich die Schulleiterin nicht beschweren. Im Gegenteil: „Die Mädchen und Jungen sind hoch motiviert.“

Das Buchgeschenk kam bei der Schulleiterin übrigens gut an. „Solche Bücher, in denen Begriffe Bildern zugeordnet werden, sind sehr gut.“ Das meinen offenbar auch die Kinder. Sie warteten nicht, bis „Mein erstes Deutsch“ im Unterricht thematisiert wird, sondern blätterten die bunten Seiten sofort kräftig durch. Angst vor schneller Abnutzung müssen sie nicht haben. Die Seiten sind verstärkt und mit Kunststoff beschichtet.