Essen-Karnap. . Das geplante Flüchtlingsdorf mit 700 Bewohnern im Stadion Mathias-Stinnes sorgt nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Ordnungsdezernent Kromberg.

Voraussichtlich ab dem 12. November werden im Flüchtlingsdorf im Mathias-Stinnes-Stadion die ersten von rund 700 Flüchtlingen erwartet. Dass dies bei den Politikern im Bezirk Bauchschmerzen auslöst, wundert nicht. Auch der zuständige Ordnungsdezernent Christian Kromberg ist wenig glücklich mit dieser Entscheidung. In der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung V ( BV Altenessen, Karnap, Vogelheim) versprach er, sobald wie irgend möglich, die Zahl auf die ursprünglich vorgesehenen 400 Personen zu reduzieren. Und dann warf er einen Blick voraus.

Unterricht außerhalb von Karnap

„Es war sicher nicht eine meiner besten Entscheidungen, und ich werde alles in meiner Möglichkeiten tun, die wieder zu korrigieren. Vor dem Hintergrund der stetig steigenden Flüchtlingszahlen blieb mir leider keine andere Wahl, um Obdachlosigkeit zu vermeiden“, ruderte Kromberg in der Sitzung des Bezirksparlamentes zurück. Viel Kritik war ihm entgegen geschlagen, als er im September angesichts der erheblich nach oben korrigierten Zuweisungszahlen des Bundes die Bewohner von 400 auf knapp 700 fast verdoppelte – im kleinen Karnap mit gerade einmal 7900 Einwohnern. „Dadurch sehen wir den sozialen Frieden in Gefahr“, wiederholte Bezirksvertreter Friedrich Frentrop (EBB), stellvertretend für wahrscheinlich alle BV-Mitglieder, die so oft in den vergangenen Wochen geäußerte Kritik.

Dass dies dem Dezernenten auch vorher nicht entgangen war, führte letztlich zum Einschwenken, das folgendermaßen aussehen soll: „Wir werden in diesem Jahr zu den geplanten Standorten drei weitere Zeltdörfer für je 400 Personen an noch nicht festgelegten Standorten bauen. Sobald es uns gelingt, mehr Plätze als Flüchtlinge zu haben, ziehen wir 300 Menschen aus Karnap wieder ab“, erläuterte Christian Kromberg.

Im Klartext heißt dies: Wenn irgendwo in der Stadt reduziert wird, dann zuerst in Karnap. Kurzfristig wird damit nicht zu rechnen sein, aber mittelfristig darf man dem Ordnungsdezernenten schon glauben – wenn der Flüchtlingsstrom gedrosselt wird. Denn Kromberg sagte selbst: „Schon 400 Personen in einem Dorf sind ein Tabubruch, bei dem ich mir nicht vorstellen kann, wie das über Monate und Jahre funktionieren soll.“

Auch dass nun die Karnaper Infrastruktur die Bedürfnisse der Flüchtlinge auffangen könne, glaubt er nicht. „Es ist nicht angedacht, jetzt alle Flüchtlingskinder in Karnap zu beschulen. Sie werden reisen müssen, wir wollen still gelegte Schulen wieder in Betrieb nehmen und zentral unterrichten“, führte der Dezernent aus. Im Stadion will er Spielmöglichkeiten für die kleinen Kinder schaffen lassen. Außerdem solle die Polizei „intensiv“ am Stadion Streife fahren und Wachpersonal 24 Stunden am Tag im Dorf präsent sein. Für die Flüchtlinge will er mobile Kommunikation ermöglichen, wenn machbar sogar WLAN, also freies Internet.

Harsche Kritik blieb bei den Politikern – nahezu – aus. Weitgehend wird im Bezirk bereits konstruktiv gedacht. „Es gab schon ein Vortreffen für die Gründung eines Runden Tisches in Karnap“, berichtete die Karnaper Bezirksvertreterin Stefanie Kölking (CDU). Damit der soziale Frieden auch gewahrt bleibt.