Essener Nordwesten. . Die Stadt hat eine Statistik über die Bevölkerungsentwicklung im Stadtgebiet IV vorgelegt. Demnach altert Borbeck stärker als viele andere Stadtteile.
Im Großraum Borbeck (Bergeborbeck, Borbeck, Dellwig, Frintrop, Gerschede, Schönebeck) werden zu wenig Kinder geboren, und der Bezirk IV wird voraussichtlich bis 2030 überdurchschnittlich altern. Zu diesem Schluss kommt das städtische Amt für Statistik und sagt: Mit der bestehenden Bevölkerung werde sich der Trend kaum umkehren lassen.
Der verläuft seit Mitte der 1990er Jahre gegen den Nordwesten. Dies beginnt mit der reinen Anzahl der Einwohner. „Wir stellen deutliche Bevölkerungsverluste fest. Von über 93 000 ist die Zahl der Einwohner auf 83 000 geschrumpft“, berichtete Barbara Erbslöh vom Amt für Statistik in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung (BV) IV. Andere Teile der Stadt konnten sich über einen Gewinn von Neubürgern freuen.
Auch das Durchschnittsalter, so die Fachfrau, liege im Bezirk mit 45,6 Jahren „deutlich über dem Stadtschnitt“ von 44,5 Jahren. Das klingt nach wenig Unterschied, mache sich aber bemerkbar. „Nahezu alle Altersjahrgänge ab Ende 40 sind überrepräsentiert, die unteren dafür unterrepräsentiert“, so die Verwaltungsmitarbeiterin. Mehr als die Hälfte aller Menschen im Großraum Borbeck sind demnach 45 Jahre oder älter. Dafür sind es im Alter bis zu 17 Jahren gerade 14,6 Prozent Mädchen und Jungen, die hier wohnen.
Das hat natürlich Gründe. Bei Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren fiel die Zahl der Geburten zwischen 1990 und 2006 in den Keller. 2006 waren es gerade einmal 29 pro 1000 Frauen, die ein Kind auf die Welt brachten, 1990 noch 45. Mittlerweile liegt man zwar in einem Zwischenhoch (39 pro 1000), belegt aber immer noch die drittletzte Position in der ganzen Stadt. Dass sich somit auch seit 1990 die Zahl der potenziellen Mütter um fast ein Viertel verringert hat, verheißt nichts Gutes. Denn auch die Prognose der Zuzüge in den Bezirk sieht schwach aus. Eine immer ältere Bevölkerung, zu wenig Babys und zu wenig junge Neubewohner – so das Resümee.
Rechnet man dies bis ins Jahr 2013 hoch, dann muss man zwar keine Angst haben, die Sprünge sind nicht riesengroß, aber Sorgen sind schon angebracht. Denn der Trend werde sich wohl nicht ändern. Bis 2030 wird der Bezirk IV kontinuierlich Bevölkerung verlieren, es sterben mehr Menschen als geboren werden. Und die, die hier bereits wohnen, werden immer älter.
Zwar wird der Anteil der Minderjährigen – auch Dank Zwischenhoch und „neuer“ junger Mütter, die gebären – bis 2030 kontinuierlich bei rund 15 Prozent liegen. Der Anteil älterer Menschen ab 65 Jahren wird aber auf über ein Viertel steigen, auf Kosten der mittleren Altersgruppe. Barbara Erbslöh: „Man sollte entweder durch Neubaugebiete oder andere Maßnahmen die Zuzüge ankurbeln.“
Probleme wie im Süden
Der Norden ist jung: Die Aussage gilt nur für die Bezirke V (u.a. Altenessen) und VI (u.a. Katernberg) mit 18,2 bzw. 18,4 Prozent Einwohnern unter 18 Jahren. Von seiner Bevölkerung her ist der Großraum Borbeck mit 14,5 Prozent mit Bezirken im Süden der Stadt vergleichbar, etwa mit Kettwig/Werden (14,4 Prozent) oder der Ruhrhalbinsel, u.a. Kupferdreh, Überruhr und Heisingen (14,5). Selbst das kinderreiche Rüttenscheid kann den Bezirk II (u.a. Bergerhausen, Rellinghausen) mit 12,6 Prozent nicht herausreißen.
Dafür lassen andere Faktoren im Bezirk II eine positive Entwicklung erwarten. Hier ist die Anzahl der Frauen im sogenannten gebährfähigen Alter lediglich um zehn Prozent seit 1990 geschrumpft. In Borbeck waren dies fast 25 Prozent. Auch in dieser Kategorie findet man im Nordwesten strukturell ähnliche Probleme wie auf der Ruhrhalbinsel und in Kettwig im Süden, wo es anteilsmäßig noch weniger Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren gibt.
Rechnet man nun Geburten- gegen Sterberate, so liegen Innenstadtbereich und angrenzende Viertel sowie die Nordbezirke V und VI in Sachen Zuwachs an der Spitze. Zur Zeit beklagt man hingegen in Borbeck einen jährlichen Verlust von fast fünf Prozent Einwohnern. Noch schlechter sieht es auf der Ruhrhalbinsel und in Werden/Kettwig (jeweils Minus rund sechseinhalb Prozent) aus.