Essen. Altendorf hat dank neuer Parks und Wohngebiete Fortschritte gemacht, aber das subjektive Sicherheitsempfinden bleibt prekär. Ein Resümee.

Ein Resümee zur Entwicklung im Essener Stadtteil Altendorf fällt nicht so leicht. Der Niederfeldsee ist vielfach als Initialzündung einer ganz neuen Entwicklung gefeiert worden, auch über Essen hinaus. Nun ist Optimismus erlaubt und durchaus begründet, aber es wäre falsch, so zu tun, als wäre in Altendorf die „heile Welt“ eingezogen, weil ein See mit einem schönen Wohnviertel drumherum entstand.

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Kein Zweifel: Es war goldrichtig und auch mutig, an dieser Stelle der Stadt eine solche Investition zu wagen, wobei sich dabei der Wert einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft erwies, die im Zweifel der Stadtentwicklung auch einmal konsequent den Vorzug geben kann vor Rendite-Erwartungen.

Mittlerweile gibt es etliche Gründe nach Altendorf zu ziehen oder dort wohnen zu bleiben. Einer davon ist eben das „Wohnen im Grünen“ – damit wirbt die Stadt, und auch Anwohner sind stolz auf das neu entstandene Grün. Neben dem Niederfeldsee ist hier auch der Krupp-Park zu nennen, der einer früher tristen Brachen- und Gewerbelandschaft ein völlig neues Aussehen gegeben hat und der auch das Wohnen an der benachbarten Helenenstraße attraktiver gemacht hat. Neuer Wohnraum ist entstanden, und rund um den Krupp-Park wird es damit in den nächsten Jahren weiter gehen. Auch alte Häuser werden vielfach renoviert, was kaum weniger wichtig ist, damit der soziale und städtebauliche Graben im Stadtteil einigermaßen erträglich bleibt und die soziale Schere zwischen ärmeren und wohlhabenderen Vierteln in Altendorf zumindest nicht weiter auseinandergeht.

Kriminalitäts-Image kann viele Ansätze zunichte mache

So beurteilen Altendorfer ihren Stadtteil

„Ich mag die zentrale Lage von
Altendorf. Leider ist es hier nicht besonders sauber und
der Drogenhandel gerade an der Helenenstraße ist ein großes Problem.“
„Ich mag die zentrale Lage von Altendorf. Leider ist es hier nicht besonders sauber und der Drogenhandel gerade an der Helenenstraße ist ein großes Problem.“ © Jörg Schimmel / FUNKE Foto Services
„Der Niederfeldsee ist wirklich schön geworden – allerdings
fehlen noch Bänke dort. Es
müsste einen Trassenübergang
zwischen Altendorf und Gruga geben.“
„Der Niederfeldsee ist wirklich schön geworden – allerdings fehlen noch Bänke dort. Es müsste einen Trassenübergang zwischen Altendorf und Gruga geben.“ © Jörg Schimmel / FUNKE Foto Services
„Als Radfahrer mag ich die Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten
im Grünen, allerdings ist es
nicht möglich, im Niederfeldsee zu baden, das ist schon schade.“
„Als Radfahrer mag ich die Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten im Grünen, allerdings ist es nicht möglich, im Niederfeldsee zu baden, das ist schon schade.“ © Jörg Schimmel / FUNKE Foto Services
„Nirgendwo sonst kann man so schön im Grünen wohnen
wie hier. Leider lässt die Sauberkeit dagegen zu wünschen übrig, gerade
auf dem Ehrenzeller Platz.“
„Nirgendwo sonst kann man so schön im Grünen wohnen wie hier. Leider lässt die Sauberkeit dagegen zu wünschen übrig, gerade auf dem Ehrenzeller Platz.“ © Jörg Schimmel / FUNKE Foto Services
„Das Ergebnis des Umbaus am Jahnplatz ist sehr schön geworden. Früher war es mir peinlich, dort zu wohnen, jetzt freue ich mich. Leider gibt es immer noch einen hohen Drogenkonsum im Stadtteil.“
„Das Ergebnis des Umbaus am Jahnplatz ist sehr schön geworden. Früher war es mir peinlich, dort zu wohnen, jetzt freue ich mich. Leider gibt es immer noch einen hohen Drogenkonsum im Stadtteil.“ © Jörg Schimmel / FUNKE Foto Services
„Das Uferviertel ist sehr schön geworden und auch sonst wurde viel investiert. Auch das Kronenberg-Center ist schöner als der alte Real-Markt. Leider ist der Ehrenzeller Platz immer noch ein Szene-Treff.“
„Das Uferviertel ist sehr schön geworden und auch sonst wurde viel investiert. Auch das Kronenberg-Center ist schöner als der alte Real-Markt. Leider ist der Ehrenzeller Platz immer noch ein Szene-Treff.“ © Jörg Schimmel / FUNKE Foto Services
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Aber der Erfolg kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Stadtteil weiter viel zu tun ist. Der Verkehr ist dabei nicht das Hauptproblem. Altendorf hat viele stille Seitenstraßen, in denen sich potenziell ruhig wohnen lässt. Und die Altendorfer Straße ist vielleicht keine Augenweide, aber fast alle Essener Stadtteile haben nun einmal große Achsen, auf denen der Durchgangsverkehr rollt. Hand aufs Herz: Die Altendorfer Straße ist verglichen mit der Gladbecker oder auch der Alfredstraße eigentlich sogar erträglicher.

Zwei der größten Handicaps für die weitere Entwicklung sind die Kriminalität und der Drogenhandel – und die Angst davor, mag sie auch mitunter übertrieben sein. Bürger dürfen niemals das Gefühl haben, dass ihre Straßen sich zu rechtsfreien Räumen wandeln. Wenn trotz der Präsenz-Bemühungen der Polizei viele Bewohner nachts nur sehr ungern auf die Altendorfer und Helenenstraße gehen, wenn der Ehrenzeller Platz als Szene-Treff gemieden wird, dann stimmt etwas nicht, mag auch die Statistik allzu große Sorgen nicht rechtfertigen. Ein Kriminalitäts-Image kann viele gute Ansätze zunichte machen, ein hartes Durchgreifen erforderlich.

Bürgerliches Engagement gegen Abwärtsspirale

Alles in allem aber ist Zuversicht angesagt. Es gibt durchaus bürgerschaftliches Engagement, es gibt Geschäftsgründungen, gerade auch von Migranten, es gibt in der Stadtverwaltung und der Politik die Bereitschaft, sich weiterhin einer Abwärtsspirale entgegenzustemmen. Eine Alternative dazu ist aber ohnehin nicht erkennbar.

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