Essen-Borbeck. . Jährlich besuchen zahlreiche Sinti und Roma aus der Region die Borbecker Lourdes-Grotte – besonders an Mariä Himmelfahrt.

Das Fest Mariä Himmelfahrt spielt im Ruhrgebiet mittlerweile eine eher untergeordnete Rolle. Für die hier lebenden Sinti und Roma aber hat das Fest eine ganz besondere Bedeutung und veranlasst viele Familien zur Wallfahrt.

Seit Jahren steht hierfür ein Ort ganz besonders im Vordergrund: Die sogenannte „Lourdes-Grotte“ an der Dionysius-Kirche in Borbeck. 1911 erbaut durch einen Knappenverein, ist die Stätte, die der bekannten Pilgergrotte im französischen Lourdes nachempfunden ist, heute ein Pilgerziel. Dass an Mariä Himmelfahrt besonders Sinti und Roma die Grotte besuchen, liegt an ihrer besonderen Tradition der Marienverehrung, ein essentieller Bestandteil des orthodoxen Glaubens, dem viele von ihnen angehören. Aber auch für Angehörige anderer Glaubensgruppen ist die Marienwallfahrt von großer Bedeutung. Die Anbetung der Madonna, das Niederlegen von Gaben ist eine bedeutende Schnittmenge der christlichen, jüdischen und muslimischen Sinti und Roma.

Opfergaben sind wichtiger Bestandteil des Brauchs

Edvin Selimi ist mit seiner Familie am Samstag zur Mariengrotte gekommen und erklärt die Tradition: „Wir kommen jedes Jahr hierher zum Beten und zum Darbringen von Opfern.“ Diese Opfer sind ein wichtiger Teil des Brauches und können mitunter durchaus kreativ sein. „Häufig werden Ölfläschchen und Handtücher vor die Statue gelegt“, hat eine Mitarbeiterin der Gemeinde beobachtet. Die Textilien, die die Sinti und Roma dort ablegen, sollen als Gaben für die Ärmsten dienen. Auch Blumen werden niedergelegt, zahlreiche Kerzen angezündet. So entsteht ein kleines Lichtermeer in der Grotte.

Die Wallfahrt der Sinti und Roma erweckt durchaus auch den Eindruck eines Familientreffens: Man fotografiert sich vor der Madonna, lacht miteinander und erzählt sich Neuigkeiten. Zeichen einer familienbetonten Glaubensausübung, in der nicht die Kirche, sondern das eigene Leben mit dem Glauben im Vordergrund steht. Die Marienwallfahrt am 15. August ist in Borbeck zwar zur Tradition geworden, von ihren Ausmaßen her jedoch vergleichsweise klein. Viele Sinti und Roma aus der Stadt reisen am 15. August nach Köln, wo am Dom eine der bundesweit größten Wallfahrten stattfindet.