Schonnebeck. . Einerseits trägt Essen den Titel „grüne Hauptstadt“, andererseits verwahrlosen Grünflächen, z. B. am Hallopark in Schonnebeck, kritisieren Anwohner.

Gegen hübsche Zeitungsbilder aus der „grünen Hauptstadt“ Essen hat Tim Stassat nichts einzuwenden. Allerdings hat der ehemalige Schonnebecker Anwohner eine Bitte an die Redaktion: „Ich hoffe, dass sie auch mal die ,grünen’ Missstände zum Thema machen und nicht immer nur die ,gewünschten’ Motive zeigen.“ Deshalb schlägt er den Hallopark samt der Brandruine an der Hallostraße als Fotomotive vor.

Am Wochenende hatte der heute in der Eifel lebende Landmaschinenverkäufer seine Eltern in Schonnebeck besucht. Hier an der Straße Am Teichstück unweit des Halloparks hat seine Mutter Etta Stassat eine wahre Gartenidylle geschaffen. Mit 87 Jahren kümmert sie sich noch täglich um die Pflanzen. „Und ein Fuchs kommt auch täglich vorbei“, strahlt die Mutter von vier Kindern. Als gelernte Textildesignerin hat sie offenbar einen grünen Daumen. „Hier im Essener Norden ist wirklich nicht alles schäbig“, gibt sich die gebürtige Berlinerin kämpferisch, „Mein Enkel sagt immer: ,Das ist ja wie ein Park.“

Doch schon wenige Meter weiter Richtung Hallostraße ist es mit der Idylle vorbei. Brombeersträucher, Brennnesseln und meterhoch stehendes Gras versperren fast den schmalen Schotterweg – wenn Etta Stassat nicht eingeschritten wäre. „Die Sträucher habe ich heute noch mit der Gartenschere beschnitten. Macht ja sonst keiner!“, schimpft die zierliche, aber noch immer dynamisch wirkende Seniorin.

Ähnlich sieht es am Hallopark aus. Besonders der verwilderte Zugang nahe des ausgebrannten Restaurants erzürnt Tim Stassat. „Alles wuchert zu, der durch den Sturm vor einem Jahr umgefallene Baum liegt immer noch quer über dem Weg, und die vor einiger Zeit mit größerem Aufwand instandgesetzte Treppe verfällt wieder zusehends. Dies ist besonders wenn man mit Gästen unterwegs ist, ziemlich beschämend“, schreibt er.

Der Eingang zum Hallopark ist seit Ela gesperrt. Ein dicker Baum versperrt den Zugang.
Der Eingang zum Hallopark ist seit Ela gesperrt. Ein dicker Baum versperrt den Zugang. © FUNKE Foto Services

Daran werde sich aber kurzfristig nichts ändern, dämpft Eckhard Spengler, Sprecher von Grün und Gruga, die Erwartungen: „Treppe und Geländer sind derzeit nicht in gutem Zustand. Das wäre seine sehr aufwendige Arbeit.“ Angesichts von 20 000 durch Ela gefällte Bäume gehe noch immer die Sicherheit im öffentlichen Raum vor.

Tim Stassat sieht das mit Blick auf die „grüne Hauptstadt“ anders. „Ungepflegte Grünanlagen dort, wo sie nicht sofort wahrgenommen werden. Nur das Nötigste wird aufgehübscht, damit man toll da steht. Straßen, die diese Bezeichnung nicht verdienen, da sie nur noch aus Flickwerk und Schlaglöchern bestehen. Bevor man wieder große Mengen an Steuergeldern für einen ,Titel’ opfert, sollte man sich darum kümmern, die Stadt für ihre Bürger und ihre Besucher lebens- und liebenswert zu machen. Und dies nicht nur im Essener Süden!“

Mutter Etta führt ihren Hund trotz des versperrten Zugangs und der „grünen Missstände“ weiterhin im Hallopark aus. „Früher haben mein Mann und ich ihn als Gymnastikstrecke benutzt. Wir haben uns immer gesagt: So lange wir das noch schaffen, geht’s uns noch gut.“