Essener Norden. . Über Schulsozialarbeit, Jugendarbeitslosigkeit und Strategien gegen Kinderarmut sprachen 80 Teilnehmer auf der ersten Katernberg-Konferenz in der Jugendhalle Schonnebeck.

Zur ersten Katernberg-Konferenz, die gar nicht in Katernberg stattfand, kamen rund 80 Besucher in die Jugendhalle Schonnebeck. „Heile Welt“ stand nicht auf der Tagesordnung, sondern Schulsozialarbeit, Jugendarbeitslosigkeit und Strategien gegen Kinderarmut.

Die Themen klingen allein schon wie die Top-3-Liste im Wiederaufbau-Programm eines Pariser Vororts. Dass aber im Bezirk VI Zollverein (Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg) – denn die Katernberger Konferenz ist auch Bezirkskonferenz – längst keine Zustände wie in so mancher europäischen Problemstadt herrschen, unterstrich Sozialarbeiter Thomas Rüth vom Jugendhilfenetzwerk der Awo nicht überraschend schon in den ersten fünf Minuten seines Vortrages über die Strategien gegen Kinderarmut. „Wir dürfen den Bezirk, bzw. den Stadtteil Katernberg, nicht kaputtreden. Die soziale Wirklichkeit ist, dass wir eine gesunde Mittelschicht haben“, stellte der Mann, der seit 26 Jahren im Essener Norden arbeitet, fest. Längst sei man hier nicht an dem Punkt, an dem man in der Dortmunder Nordstadt angekommen sei.

Indes, dass die A40 in Essen auch der Sozialäquator ist und verschiedene Erhebungen, etwa die Schuleingangsuntersuchungen, regelmäßig alarmieren, musste auch Rüth feststellen. Mit 465 betroffenen Kindern steht Katernberg auf der Liste der 50 Essener Stadtteile auf Platz 7, hinter u.a. der Innenstadt, Altendorf und Altenessen-Süd. Was tun?

„Gesunde Familien in gesunden Stadtteilen sind heute das Konzept gegen Kinderarmut. Neben den Familien setzen wir auch an bei den Übergängen in der Entwicklung der Kinder“, schilderte Thomas Rüth die Gefahr von Brüchen, etwa bei den Wechseln von Grund- zur Hauptschule oder ins Berufsleben. Die Kinder sollen während des gesamten Heranwachsens begleitet werden, den Eltern steht man ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite – etwa in den Kitas.

Ebenfalls breit aufgestellt ist die Schulsozialarbeit, die in der gesamten Stadt befristet seit 2012 stattfindet und deren ursprüngliche Finanzierung durch den Bund nun ausläuft. „Alleine die Awo und das Jugendwerk der Awo haben im Bezirk VI noch rund 420 Kinder in der Lernförderung“, bilanzierte Petra Zubrowski-Jost vom Jugendhilfenetzwerk der Awo. Ein Hauptziel, nämlich die Eltern möglichst breit über die Möglichkeiten des Bildungspakets und das Beantragen von Zuschüssen für Mittagessen, Klassenfahrt oder Sport zu informieren, haben die Sozialarbeiter erreicht. „Im ersten Jahr lag die Zunahme bei 80 Prozent. Im Schnitt liegen wir über die Jahre bei 30 Prozent – damit liegen wir in Essen weit vorne“, berichtete die Sozialarbeiterin aus dem Bezirk VI.

Gute Nachrichten hatte sie für die Zukunft der Jugendsozialarbeit mitgebracht: „Das Land hat Geld für eine Weiterführung bis Ende 2017 in Aussicht gestellt. Wie viel Personal wir aber zur Verfügung haben werden, ist noch nicht zu sagen“, bereitete sie sich schon auf die zu erwartenden Einsparungen im Personalschlüssel vor. Ratsherr Wilhelm Maas (CDU) ergänzte aktuell: „Zum 1. August wird es aber wohl nichts werden. Die Bezirksregierung muss die Anträge noch bearbeiten.“

Über Reformen bei der Vermittlung von Arbeitslosen, die unter 25 Jahre alt sind, immerhin 11 163 Menschen in der ganzen Stadt, berichtete Norbert Hantel vom Arbeitsamt. Die Ausbildung sei weiterhin das primäre Ziel, allerdings ändere man u.a. die Ausrichtung. Nicht mehr Schwächen tilgen, sondern Stärken fördern, sei nun Devise. Der hohen Zahl von beeinträchtigten arbeitslosen Jugendlichen, etwa durch psychische Auffälligkeiten, will man mit Förderanreizen für Arbeitgeber begegnen. Damit man gar nicht erst in einem Pariser Vorort landet – oder in der Dortmunder Nordstadt.