Essen-Vogelheim. . Am Stakenholt investiert die Allbau AG 8 Mio. Euro, um eine Häuserzeile abzureißen und neue Wohnungen zu errichten.
Seit etwa zehn Jahren haben es viele Allbau-Mieter geahnt, jetzt haben sie Gewissheit: Ihre Häuserreihe aus dem Jahr 1930 am Stakenholt in Vogelheim wird in wenigen Monaten abgerissen. Essens größtes Wohnungsunternehmen ersetzt die 62 Wohnungen in zehn Häusern durch 48 öffentlich geförderte Neubauwohnungen in Mehrfamilien- und Reihenhäusern.
Mustafa Al (52) wohnt seit 30 Jahren am Stakenholt. Viele Jahre hat er auf dem Pütt gearbeitet, erst auf Nordstern, später auf Fürst Leopold. Heute ist er Rentner und blickt dem bevorstehenden Auszug gefasst entgegen: „Meine Kinder sind hier geboren und aufgewachsen. Ich kenne meine Nachbarn seit 30 Jahren und möchte in Vogelheim bleiben. Also erst einmal abwarten, welche andere Wohnung man mir empfiehlt.“ Vor wenigen Tagen hatte die Allbau AG die Mieter ins Markushaus eingeladen und sie über die Planungen informiert. Demnächst, so hieß es, werden zwei Umzugsberater „mit allen Mietern individuelle Gesprächstermine vereinbaren und dabei deren Umzugswünsche und -hilfen besprechen“. Freie Wohnungen anderer Vermieter sollen ihnen angeboten werden.
Erster Abriss schon vor zehn Jahren
Neu ist der Schritt für Allbau nicht. Bereits 1990 errichte es 200 Mietwohnungen und Eigenheime neu und ließ 2004 eine ähnliche Anzahl an Mietwohnungen abreißen. Am Stakenholt entschied sich Allbau für den Abriss auf Grund von Bergbauschäden, der nicht mehr zeitgemäßen Grundrisse, der Fassaden ohne Wärmedämmung und der einfachen Ausstattung mit kleinen Räumen, Nachtspeicher, veraltete Haustechnik, kein Aufzug und gefangene Räume.
Nach dem Abriss vermutlich Anfang nächsten Jahres werden dann, so die Pläne, drei öffentlich geförderte Mehrfamilienhäuser mit je 15 Wohnungen (47 bis 97 m2 ) und acht geförderte Einfamilienhäuser gebaut. „Der geplante Mehrgenertationen-Neubau“, so die Allbau AG, „soll dabei zu zwei Drittel bezahlbahren Wohnraum für Senioren und ein Drittel bezahlbaren Wohnraum für Familien bieten.“ Die Allbau AG investiert hier rund 8 Mio Euro.
Gisela Stahlschmidt (63) hat nie woanders als in Vogelheim gewohnt. Genau wie ihr Schwager Axel Stahlschmidt (63) hat sie die Veränderungen im Stadtteil miterlebt. Wegen des Abrisses ihrer Wohnung musste sie vor Jahren vom Höltingsweg zur Vogelheimer Straße umziehen. Bereut hat sie es nicht, zumal die Sanierung der Allbau-Häuser offenbar gelungen ist. „Hier haben sie alles schön gemacht“ sagt sie. Doch das Lebensgefühl habe wegen der vielen Veränderungen gelitten, findet Axel Stahlschmidt: „Die Nachbarschaft war nie wieder so gut.“
Nostalgie kommt auch am Kiosk von Jörg-Peter Habraschke um die Ecke auf. „Oma Wagner“, seine Großmutter, hatte ihn 1953 eröffnet. Die gute Nachricht für ihn: Die Bude wird nicht abgerissen.
Etwas ganz anderes missfällt Edith Bartsch. Sie stolpert über die alte Matratze und den vielen anderen Müll, der sich am Container-Standort Lichtenhorst türmt. „Um den Müll sollte man sich kümmern“, fordert die 79-Jährige, „aber doch nicht die Häuser abreißen.“