Essen-Altenessen. Bei der fünften Altenessen-Konferenz stand das Thema „Zusammenleben“ auf der Agenda. Dabei ging es vor allem darum, im Stadtteil Wurzeln zu schlagen.

„Ich kenne meine Nachbarn – das kann nicht jeder von sich behaupten“, sagt Volker Höwel überzeugt und lacht. Der Altenessener ist einer von 26 Ehrenamtlichen, die regelmäßig die Altenessen-Konferenz auf die Beine stellen. Die Devise: nicht meckern, handeln – dieses Mal zum Thema Nachbarschaft und Zusammenleben. Rund 100 Anwohner hatten sich in der Zeche Carl getroffen, um in Kleingruppen Pro­bleme und Lösungen zu diskutieren, die jeden etwas angehen – von der Gladbecker bis zur Heßlerstraße.

„Einfach mal hallo sagen“

„Man will stolz sein, in Altenessen zu wohnen“, sagt ein alteingesessenen Bürger in einer der acht Arbeitskreise – und spricht damit wohl vielen aus der Seele. „Aber in bestimmten Straßen gibt es ernste Probleme. Und die Leute sprechen nicht miteinander.“ Schrottimmobilien, Mülldeponien und Integration gehören zu den wohl heißesten Themen des Tages. Aber auch ganz einfach erscheinende Probleme kommen zur Sprache. „Eine Anwohnerin hat sich beschwert, dass ihr Nachbar sie nie grüßt“, erzählt Volker Höwel. „Solche Kleinigkeiten wie hallo sagen sind ein Zeichen von Achtsamkeit und Rücksichtnahme und damit der Schlüssel zum Erfolg.“

In Altenessen Wurzeln schlagen

Die Gruppen, in denen die Altenessener diskutieren, sind nach Bezirken aufgeteilt und bunt gemischt – nach Alter, Herkunft und Standpunkt. Einige empfinden die Pro­bleme als akut, andere sind mit ihrer direkten Nachbarschaft sehr zufrieden. In einer Sache sind sich aber alle einig: Für ein gutes Zusammenleben müssen die Anwohner Wurzeln schlagen. Und das ginge oft nur mit Unterstützung. Davon ist auch Tamara Frankenberger überzeugt. „Die Leute, die heute hier sind, leben in funktionierenden Nachbarschaften. Wirklich schwierig ist das Zusammenleben in Problemecken wie etwa am Palmbuschweg“, sagt die gebürtige Altenessenerin. „Die Leute wissen nicht, wie lange sie bleiben und haben auch keine Perspektive. Diesen Menschen muss man Angebote machen und zum Beispiel helfen, eine Arbeit zu finden.“

Auch die kulturelle Vielfalt sei eine Herausforderung. Zeki Cümenli hat Migrationshintergrund und kennt beide Seiten der Medaille. „Einerseits gibt es hier Ecken, in denen nur Einwanderer leben. Andererseits merke ich selbst als Ausländer, wie mir einige Leute auf der Straße aus dem Weg gehen.“

Die Bürger haben es in der Hand

Und wie soll es weitergehen? „Das ist den Gruppen überlassen“, erklärt Rolf Höwel. „Wir veröffentlichen einen Bericht über die Konferenz, und die einzelnen Bezirke planen konkrete Aktionen.“ So habe eine Gruppe ein Straßenfest ins Auge gefasst, eine andere will einen Stammtisch organisieren.

Dass davon nicht alle Probleme aus der Welt geschafft werden, weiß Höwel. Doch allein das Gespräch sei schon ein Anstoß in die richtige Richtung. „Wir wollen die Leute ermuntern, aktiv zu sein und damit gute Erfahrungen zu machen. Wenn das gelingt, werden wir auch Veränderungen sehen.“