Essen-Katernberg/Kolumbien. . Auch in Kolumbien gibt es einen verdreckten Fluss. Wie man ihn umbauen kann, zeigte ein Experte der Emschergenossenschaft. Er wohnt in Katernberg.

Eberhard Holtmeier ist diplomierter Wirtschaftsingenieur und leitet die Stabsstelle Revision bei der Emschergenossenschaft. Das schlichte Büro des 49-Jährigen aus Katernberg liegt an der Kronprinzenstraße. Kürzlich führte ihn sein Job fast um den halben Erdball nach Südamerika. Und das war (auch) dem Zufall geschuldet.

Ein Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kolumbien hatte Verbindungen zum Ruhrgebiet und erzählte den kolumbianischen Fachleuten vom Projekt des Emscher-Umbaus im fernen Deutschland. „Ursprünglich wollten die Südamerikaner vor Weihnachten nach Essen kommen, um sich zu informieren. Doch das klappte nicht“, erinnert sich Eberhard Holtmeier, der seit Mitte der 1990er Jahre für die Emschergenossenschaft arbeitet und zwischenzeitlich das Großklärwerk in Bottrop leitete. Die GIZ fragte bei ihm nach, ob er nach Kolumbien in den Nordwesten Südamerikas reisen könne und wolle. Er konnte und wollte.

Abwasser von 8 Mio. Menschen

Die Emscher Kolumbiens trägt den wohl klingenden Namen Rio Bogota. „Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede“, sagt Eberhard Holtmeier. Ein Unterschied ist, dass der Rio Bogota mehr als viermal so lang ist wie die Emscher. Gemeinsam ist die Nutzung für Abwasser. Der Rio Bogota nimmt das Abwasser von gut 8 Millionen Menschen sowie der Industrie rund um die Hauptstadt auf. Die einzige (mechanische) Kläranlage ist überfordert. „Man sieht den Menschen am Fluss die Betroffenheit an“, berichtet Eberhard Holtmeier.

Ein hohes Gericht Kolumbiens hat entschieden, dass es so nicht mehr weiter gehen könne und ordnete an, dass der Fluss vom Abwasser befreit und ökologisch umgewandelt werden müsse. „Das Thema genießt eine hohe Aufmerksamkeit“, sagt Eberhard Holtmeier. „Ursprünglich war nur ein Vortrag geplant. Wegen des großen Interesses habe ich ihn zweimal gehalten.“ Vertreter des Umweltministeriums, der Wasserwirtschaftsbetriebe und regionaler Umweltbehörden lauschten aufmerksam, als der Katernberger die Anfangsplanungen für den Emscher-Umbau aus den späten 1980er und frühen 1990er Jahren vorstellte. „Besonders interessiert war man am Genossenschaftsmodell – und daran, wie so ein Projekt finanziert wird“, erklärt Holtmeier. Bisher ist die Verantwortung auf verschiedene Verwaltungen verteilt. Der ganzheitliche Ansatz sei in Kolumbien daher auf jeden Fall auf großes Interesses gestoßen. „Das Wasser macht an Grenzen ja nicht halt.“

Der Trip nach Südamerika dauerte für Eberhard Holtmeier gerade einmal zwei Tage. Der Kontakt wird im Zeitalter weltweiter Kommunikation länger dauern. „Wir streben einen Erfahrungsaustausch an. Beide Seiten können von einander lernen.“ Einige Dokumente wie das Emschergenossenschaftsgesetz sowie die „Gebührenordnung“ hat der 49-Jährige nach der Rückkehr bereits nach Bogota gemailt. Sprachliche Probleme gibt es nicht. Eberhard Holtmeier ist mit einer Venezuelanerin verheiratet und spricht Spanisch.

Die Überschriften, die Kolumbiens größte Tageszeitung „El Tiempo“ für ihre Berichte über die Renaturierung der Emscher und den Besuch aus Deutschland wählte, dürfte den Katernberger daher ein wenig stolz gemacht haben. Eine lautete: „Río alemán ejemplo para recuperar el Bogotá“ („Deutscher Fluss als Vorbild für die Rückgewinnung des Bogota“).