Als erste Frau setzt sich die Studentin Sandra Da Vina beim Dichterwettstreit durch. Statt mit „Mädchenlyrik“ gewinnt sie mit humorvollen Beiträgen über die Liebe, das Leben und den Tod die Gunst des Publikums.

Vor über zweieinhalb Jahren war sie zum ersten Mal bei einem Poetry Slam dabei: Als Gardobiere nahm sie die Jacken der Zuschauer in der Weststadthalle entgegen. Zweieinhalb Jahre später steht Sandra Da Vina längst selbst auf der Bühne und gewinnt als erste Frau die NRW-Meisterschaften in dem Dichterwettstreit.

Dass sie die erste Frau ist, die diesen Erfolg feiert, findet sie allerdings nicht besonders erwähnenswert: „Man stellt ja auch nicht besonders heraus, wenn ein Brillenträger gewinnt.“ Klingt logisch, dennoch hat sie aufgrund ihres Geschlechts mit manchem Vorurteil zu kämpfen, zum Beispiel: „Frauen sind nicht wichtig. „Als ich mich nach meiner Gardobieren-Erfahrung selbst auf der Bühne versuchen wollte, hat mich der Veranstalter gefragt, ob ich auch so Mädchenlyrik machen will.“ Mädchenlyrik! Also tiefgründige, betroffene, empfindlichkeitsfixierte Poesie.

Wollte sie nicht. „Mich hat von Anfang an interessiert, ob ich das auch kann, was die coolen Jungs da auf der Bühne machen.“

Also probierte sie es beim nächsten Mal aus – und das mit Erfolg: Bei ihrem ersten Poetry Slam hat sie gleich das Publikum von sich überzeugt, den ersten Platz belegt. Mit witzigen Texten zu ernsten Themen: Liebe, Leben, Tod. Wie kann der Tod witzig sein? „Ich gehe mit dem Tod einen trinken und schreibe ihm ins Poesiealbum.“

Da Vina würzt ihren Witz also durchaus mit einer guten Portion Sarkasmus. Damit setzte sie sich in der vergangenen Woche beim Finale der NRW-Meisterschaften gegen eine komplette Männerriege im Finale durch: Nun vertritt die 25-Jährige, die seit 2008 in Essen studiert , vom 25. Oktober bis zum 1. November ihr Bundesland bei den deutschsprachigen Meisterschaften in Dresden. Neid unter den Kollegen gebe es aber nicht: „Die Poetry Slammer sind eine große Familie, deswegen nennen wir uns auch Slamily“ lacht sie. „Man feuert sich an, gibt sich gegenseitig Tipps und tröstet sich, wenn mal ein Text nicht so gut ankommt.“

Ihr Buchdebüt, die Kurzgeschichtensammlung „Sag es in Leuchtbuchstaben“ (Lektora Verlag), hat es bereits zur zweiten Auflage gebracht. Irgendwann soll ein Roman folgen, wenn sie denn weiß, worüber er handeln soll. Doch zunächst folgt ihr erstes Soloprogramm: Während sie bei den Slams nur rund sieben Minuten zu füllen hat, wird die fröhliche Pop-Poetin am 14. Dezember in Krefeld erstmals abendfüllend performen. Aufgeregt? „Ja klar“, lacht sie. „Aber ich sage grundsätzlich erst mal zu – sonst wird mir ja noch langweilig.“