Warten auf Galerie-Kunden wollten sie nicht. Da haben Silvia Sonnenschmidt und Thomas Volkmann die Kunstmesse C.A.R. gegründet. Projekt mit Potenzial

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit, hat ja schon der alte Karl Valentin gewusst. Kein Wunder, dass Silvia Sonnenschmidt und Thomas Volkmann seit ein paar Tagen unter Hochdruck werkeln, denn ab Freitag gibt es auf Zollverein Kunst, sogar sehr viel Kunst. 100 Aussteller aus aller Welt haben sich angemeldet für die Medienkunstmesse C.A.R.

Was auf Englisch nach des Deutschen Lieblingsspielzeug klingt, steht eigentlich für Contemporary Art Ruhr. Ein Begriff, der in Los Angeles und Taipeh manchem vielleicht geschmeidiger über die Lippen geht als in Schonnebeck oder Schuir, wo sich die Existenz der Medienkunstmesse noch nicht überall herumgesprochen hat. Auch wenn unter den erwarteten 3000 Besuchern viele Ruhrgebiets-Gäste sind, die trotz der bescheidenen Marketing-Mittel, die die Messe-Macher zur Verfügung haben, ihren Weg nach Zollverein finden.

Das Zwei-Personen-Veranstalter-Team ist auch ein Paar seit über 20 Jahren. Angefangen haben die studierte Kunsthistorikerin und der freischaffende Künstler mal in der Ursprungsform des Kunstvermittelns, als Galeristen auf der Rüttenscheider Straße. „Aber das Sitzen und Warten war nicht unsere Sache“, erinnert sich Volkmann, „das hat was von Angeln.“

Nicht bloß verkaufen, sondern vermitteln

Die beiden wollten größere Netze, Netzwerke. Wollten nicht bloß verkaufen, sondern vermitteln. Begonnen hat es irgendwann mit einem Künstlermarkt im alten Saalbau. Später haben die beiden zusammen mit dem Kulturbüro das Format der „Kunst Quadrate“ entwickelt. Es gab Mittel aus dem städtischen Etat, reges Künstler-Interesse und großen Publikums-Zuspruch. Und irgendwann die Aufforderung, doch bitteschön „ auf eigenen Beinen zu stehen“.

Das haben sie längst gelernt. „Man darf sich nicht auf öffentliche Förderung verlassen“, weiß Silvia Sonnenschmidt. Und deshalb sind die 47-jährige Kunstkennerin und ihr 48-jähriger Partner längst Finanzkünstler, die aus den bescheidenen Einnahmen für Standgebühren, Eintrittsgeldern und Sponsorenmitteln nicht irgendeine, sondern die Medienkunstmesse im Land gemacht haben.

Im beschaulichen Kupferdreh, mitten im Grünen, ist die Schaltstelle dieser Einrichtung. Die beiden C.A.R-Schöpfer sind erst vor einer Weile hierhergezogen. Es gibt noch keine Bilder an den Wänden, aber einen Beamer unter der Decke. Videokunst ist die Kunst, die für manchen mal mit Papas Super-8-Leidenschaft begonnen hat, aber doch längst ein globaler Markt, der für seine fixe Verbreitung heute beispielsweise Plattformen wie Youtube hat. „Aber da sind wir überhaupt keine Fans“, wischt Sonnenschmidt das Bild vom twitternden Kunst-Computer-Nerd beiseite. Die beiden sind für die C.A.R. immer noch viel unterwegs, besuchen Messen, halten Kontakt mit Kunst-Hochschulen wie Folkwang, mit Galerien und Kuratoren, die auch Ausstellungsflächen jurieren.

Die Qualität hat sich herumgesprochen. Waren unter der Flut von Bewerbungen früher verwackelte Geburtstagsvideos und Klanginstallationen aus der Dusche, seien heute 90 Prozent der Einsendungen ernst zu nehmende Beiträge. Weniger ist mehr auf der C.A.R. „Es läuft nur, weil wir Minimalisten sind“, sagt Volkmann.