Heinrich Kley war ein gefragter Industriemaler der Kaiserzeit. Sein Gemälde „Tiegelstahlguss bei Krupp“ ist Anlass für eine Neuentdeckung in der Villa Hügel

Krupp und die Macht der Bilder - dieses bedeutsame Kapitel der Firmengeschichte ist zuletzt mit der Ausstellung „Krupp – Fotografien aus zwei Jahrhunderten“ groß behandelt worden. Mit einer kleinen, aber feinen Kabinettausstellung erweitert die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung das Thema nun malerisch und zeigt die „Faszination Industrie - Krupp und der Maler Heinrich Kley“.

Heinrich Kley, der Name ist heute fast vergessen, und doch galt er als einer der hoch geschätzten Industriemaler seiner Zeit. 1863 in Karlsruhe geboren, kommt der gefragte Buchillustrator und Pressezeichner des „Simplicissimus“ um die Jahrhundertwende ins Ruhrgebiet, wo es Arbeit gibt, für Malocher, aber auch für Maler wie Kley, der die Kruppschen Werkshallen zu atmosphärisch aufgeladenen Kunsträumen macht, rotglühend, hitzedampfend, fast archaisch anmutend in ihrem körperlichen Ausdruck und doch ein Zeugnis modernster Produktionsverfahren.

Arbeiter mit glühenden Tiegeln

„Tiegelstahlguss bei Krupp“ (um 1909) ist ein besonderes Zeugnis dieser Industriemalerei. Kley zeigt die imposante Konstruktion der Fabrikhalle, des sogenannten Schmelzbaus, dessen fahles Deckenlicht auf ein großes Spektakel fällt. Arbeiter schleppen da von allen Seiten mit Zangen glühende Tiegel herbei, um einen riesigen Stahlblock zu erzeugen, während ein mächtiger Portalkran das Geschehen rahmt. Das Bild galt lange als verschollen, bis die Kulturstiftung Ruhr durch eine Ausstellung in München auf das zentrale Werk gestoßen ist, das nun aus Privatbesitz seinen Weg zurück ins Ruhrgebiet gefunden hat; Anstoß und Mittelpunkt der Ausstellung. In den ehrwürdigen Räumen der Villa Hügel empfängt es den Besucher mit sachtem Glanz, umringt von Aquarellen, Skizzen, Zeichnungen, die sich bereits im Historischen Archiv Krupp befinden, darunter Arbeitsszenen aus den Werkshallen, Panorama-Zeichnungen der Gussstahlfabrik und Darstellung vom Stammhaus.

Kleys Bilder bestechen in ihrer dramatisch aufgeladenen Farbgestaltung, ihrem koloristischen Farbgefühl, aber sie sind auch das, was sich die Firma Krupp wünscht: präzise gestaltet, identitätsbildend, eine künstlerische Demonstration von Qualität, Beherrschung des Werkstoffs und Fähigkeit zur gemeinsamen Anstrengung.

So ist Kley nicht der einzige Künstler, der Krupp ins Bild setzt, denn gesucht war damals nicht das kostbare Unikat, nicht das eigenwillige Kunstgenie, sondern der bestmögliche Multiplikatoreffekt. „Die Bilder sind nicht teuer und ich werde Quantitäten davon machen lassen“, notiert Alfred Krupp schon 1853. Aufwand und Ertrag sollten stimmen, auch in der Kunst.