Der Eine stand am Pult im Orchestergraben, der Andere wirbelte über die Ballettbühne. Was beide Künstler verband, war freilich nicht nur Ben Van Cauwenberghs Tanzstück „Carmen / Boléro“ im Aalto-Theater. Wichtiger: Wolfram-Maria Märtig und Denis Untila erhielten zu Beginn der Vorstellung den begehrten Aalto-Bühnenpreis für junge Talente.
Zum zwölften Mal hat damit der Freundeskreis Theater und Philharmonie Essen den mit 10 000 Euro dotierten Preis vergeben, den unter anderem schon Sänger wie Franz-Josef Selig oder Torsten Kerl erhalten haben, die mittlerweile längst Weltstars geworden sind.
OB zur Mitgliedschaft eingeladen
Das sei in dieser Höhe „bundesweit höchst selten“, unterstrich Ulrich Saeger vom Freundeskreis nicht ohne Stolz und lud süffisant auch Oberbürgermeister Reinhard Paß zur Mitgliedschaft ein. Der lobte seinerseits das „bürgerschaftliche Engagement“, mit dem diesmal Axel und Doris Witte das Preisgeld gestiftet hatten und den beiden Künstlern am Freitagabend überreichten.
Den aus Moldawien stammenden Tänzer und Jung-Choreografen Denis Untila wählte die Jury einstimmig aufgrund der „Intensität der Gestaltung und Darstellung“ sowie seiner beeindruckenden Choreografien. Wolfram-Maria Märtig, Dirigent, Komponist und Arrangeur, unterstrich, dass es ihm eine Ehre sei, nach nur anderthalbjähriger Tätigkeit von Intendant und GMD Stefan Soltesz für den Aalto-Bühnenpreis vorgeschlagen worden zu sein.
Danach nahm er sofort seinen Platz am Dirigentenpult ein und führte die Essener Philharmoniker (samt den diesmal nicht überglücklich agierenden Blechbläsern) mit dramatischem Geist und lyrischer Ausformung durch die Musik-Zusammenstellung aus Bizets Oper „Carmen“, dem Neutöner Wolfgang Rihm und Ravels „Boléro“. Denis Untila musste in dieser Choreografie zwar den Hauptakteuren Carmen und José mit ihren hinreißend verschlungenen Pas-de deux den Vorrang lassen, wusste aber auch als Lillas Pastia durch seine suggestive und biegsame Körpersprache zu überzeugen..