Essen. . Woody Allens „Mittsommernachts-Sex-Komödie“ feierte Premiere auf der Rü-Bühne. Dabei geriet das Stück Regisseur Detlef Fuchs allerdings schlicht zu lang.

Mut hat das Ensemble der Rü-Bühne bewiesen, als es sich an Woody Allens „Mittsommernachts-Sex-Komödie“ gewagt habt. Schon manche Profibühne hat sich an dem vermeintlich leichten Stoff voller skurriler Charaktere die Zähne ausgebissen. So hatten es auch die Amateurdarsteller im Theater des Girardets-Haus nicht leicht, ihre Figuren mit Leben zu füllen, wie die Premiere zeigte.

Ein Darsteller kriecht auf dem mit filzigen Kunstrasen ausgelegtem Boden. Er ächzt und stöhnt, wedelt mit einem Zollstock umher und kämpft mit einem Plan, der irgendwie an eine Schatzkarte erinnert. Mehrere Minuten lang führt Regisseur Detlef Fuchs auf diese Weise den Erfinder Andrew ein, was schon dazu führt, dass man den Darsteller Wolfgang Staege für diese Anstrengung bewundern muss. An solcherlei Szenen wird Fuchs‘ Vorliebe fürs absurde Theater allzu deutlich. Schade, dass solche Ideen nicht so recht zu Allens eher an klassischer Screwball-Comedy orientierter Vorlage passen wollen.

Jede der Figuren hat etliche Problemchen

Auch interessant

Da geben das liebevoll gestaltete Bühnenbild und die sommerlich bunten Kostüme schon ein stimmigeres Bild ab: Etliche freihängende Blumenkästen und ein niedlicher Zaun machen den Garten eines Landhauses sichtbar, in dem das Ehepaar, der besagte Erfinder Andrew und dessen Gattin Adrian, zwei weitere Pärchen empfängt. Allen wäre nicht Allen, wenn er nicht jede der Figuren mit eigenen Problemchen beladen hätte: Die Gastgeber haben Schwierigkeiten mit dem Sex, die junge Krankenschwester Dulcy ist nymphoman. Ihr Begleiter, der Arzt Maxwell, interessiert sich mehr für Ariel, die Verlobte des mondänen Wissenschaftlers Leopold – der wiederum noch gerne mit Dulcy ein Nümmerchen schieben würde, bevor er in den Hafen der Ehe einfährt.

Irrungen und Wirrungen sind also programmiert. Das Ensemble hat es bei allem Engagement jedoch schwer, die Entwicklungen der Figuren glaubhaft darzustellen: Lorenz Compes’ Maxwell will Macho sein, wirkt dafür aber zu unbeholfen. Wolfgang Staege schaltet fast wie auf Knopfdruck vom verrückten Erfinder zum Normalo von nebenan. Adrians Wandlung lässt Susanne Götzen nur erahnen, ebenso bleibt Brigitte Seidls Ariel zu steif. Dafür drehen Karin Jüngling als die nimmersatte Dulcy und Christoph Beltingals Leopold fast zu sehr auf. Aber zugegeben: Woody Allens Figuren sind so fein und punktgenau gezeichnet, dass es wirklich eine große Herausforderung ist, diesen gerecht zu werden.

Ordentliche Straffung hätte Stück nicht geschadet

Immerhin: Fuchs lockert das Geschehen auf der Bühne mit einigen netten Ideen auf. So mausert sich die „Umbaumusik“ zwischen den Szenen zum heimlichen Hit des Stücks und auch die Bühnenumsetzungen mancher von Andrews Erfindungen ernten bei der Premiere zu Recht den Applaus des Publikums.

Viel gewonnen wäre zudem, wenn Fuchs das Stück ordentlich gestrafft hätte: Gerade wenn man bedenkt, dass das Original auf nicht mal 90 Minuten kommt, sind über zweieinhalb Stunden schlicht zu lang. Witz und Tempo sind nun einmal untrennbare Geschwister.