Essen. Schillers Sturm und Drang-Tragödie „Kabale und Liebe“ inszeniert Regisseurin Marita Eitner-Acheampong am Essener Grillo-Theater aus heutiger Sicht. Premiere ist am Samstag.
Sturm und Drang im Einkaufszentrum: Regisseurin Martina Eitner-Acheampong verlegt Friedrich Schillers bürgerliches Trauerspiel „Kabale und Liebe“ in einen modernen Konsumtempel, wie sie im Rahmen der Matinee im Café Central anlässlich der Premiere im Grillo-Theater am kommenden Samstag verriet.
Freilich, der Standesdünkel, den das 1784 uraufgeführte Drama thematisiert, spiele heute keine Rolle mehr, so Eitner-Acheampong. Doch die Geschichte über die bürgerliche Musikertochter Luise Miller und ihre schwierige, von Intrigen befeuerte Liebe zu dem adeligen Ferdinand, Major und Sohn des Präsidenten von Walter, sei auch noch heute aktuell. „Das Thema von der Spaltung der Gesellschaft ist ganz klar im Heute verhaftet“, stellt die Regisseurin heraus, die übrigens vielen primär als Schauspielerin bekannt sein dürfte: etwa als Erika in den ersten „Stromberg“-Staffeln oder als Ensemblemitglied im Bochumer Schauspielhaus während der Hartmann-Ära.
Somit scheint das Bühnenbild von Jan Steigert, das laut Eitner-Acheampong „von einer Mall“, also von einem Einkaufszentrum inspiriert sei, gut zu passen: „Es ist ein scheinbar liberaler Ort, in dem eigentlich jeder überall hin darf – aber in Wahrheit stimmt das so nicht“, so die Regisseurin. Viel Glas und Messing deute auf die Dominanz des Reichtums hin, gebrochen durch einige Versatzstücke, die dafür sorgen sollen, dass „nichts zusammenpasst.“ Eine „krude, eigene Welt“ sei auf der Drehbühne entstanden, die weder historisch einzuordnen sei noch wirklich unsere Welt widerspiegle. In einer Bar treffen dann Arm und Reich aufeinander. Dazu passt das Konzept hinter den Kostümen, die Yvette Schuster gestaltet hat: „Moderne, aber durchaus verrückte Kleidungsstücke“, umschreibt Eitner-Acheampong, die zuvor bereits „Die kleine Meerjungfrau“ in Essen inszeniert hat.
Bei der Gestaltung des Textes habe man den Respekt vor der „Schönheit der Sprache Schillers“, bewahrt, sagt sie. Aber: „Wir werden sie nicht auf einen Sockel stellen“, zu einem „Sklaven der Schiller-Sprache“ wolle sich das Team nicht machen lassen.
Eine große Rolle spiele auch die Musik – die nicht nur von der Oberhausener Jazz-Legende Eva Kurowski zusammen mit Bassist Mike Goosen und Gregor Hengesbach an der Gitarre live gespielt wird. Auch Ferdinand-Darsteller Johann David Talinski steuert zwei Songs bei: Unter anderem interpretiert er den Hit „Knocked Up“ der US-Rockband „Kings Of Leon“. „Damit unterstreicht er das Rebellentum der Figur gegenüber seinem Vater.“ Sturm und Drang ist offenbar zeitlos.
Für die Premiere von „Kabale und Liebe“ des Schauspiels Essen am Samstag, 24. März, gibt es noch Restkarten. Weitere Termine: 29. März, 1. und 27. April, sowie 12., 20. und 26. Mai. Beginn am 1. April und 20. Mai um 19 Uhr, sonst um 19.30 Uhr. Karten unter Tel.: 0201/81 22 200 und www.schauspiel-essen.de