Essen. Die Essener Galerie Frank Schlag & Cie. zeigt derzeit eine individuelle auswahl von Künstlern aus dem Ruhrgebiet. In einer Auswahl stellen wir ab heute in lockrer Folge Künstler vor, die besonders mit Essen verbunden sind.

Am Anfang stand nicht die Kunst. Für Dirk Hupe deuteten erst nach einem Philosophie- und Germanistikstudium die Zeichen auf eine Karriere als Künstler. Aber zunächst nahm der gebürtige Essener noch einen Umweg über einen Designstudiengang. Verlorene Zeit? Nicht für Dirk Hupe, denn sowohl philosophisches Wissen, als auch Kenntnisse auf dem Bereich der Typographie, prägen seine Arbeiten bis heute.

In Hupes Kunst geht es um Sprache und Kommunikation. Sein Material sind Texte, die er so weit zertrümmert, dass nur Fragmente und einzelne Buchstaben übrig bleiben. „Moderne Hieroglyphen“ nennt Dirk Hupe diese von ihrem ursprünglichen Sinn befreiten Sprachzeichen, die er ganz unterschiedlich verarbeitet: Mal gießt er sie in Harz, mal druckt er sie auf transparente Folien, oder sie werden zu Bestandteilen seiner „Sprachraum-Installationen“.

Dirk Hupe ist ein analytischer Künstler, der seine Werke theoretisch reflektiert. Um so erstaunlicher war vor einigen Jahren die Wende zur Malerei. Es entstanden Bilder mit monochromen, meist spiegelnden Bildoberflächen, unter denen immer wieder die Konturen von Buchstaben durchschimmern. Jüngst setzt sich Hupe mit klassischen Werken der Malerei auseinander und stellt die eigene Bildproduktion in Bezug zu den Vorbildern. Anfang 2011 gab er der Marktkirche mit drei großformatigen Tafeln ein neues räumliches Gefüge und bezog sich dabei auf Diego Velázquez epochales Meisterwerk „Papst Innozenz X.“ aus dem Jahr 1650.

In einer aktuellen Werkgruppe, die jetzt auch in der Galerie Frank Schlag zu sehen ist, stehen die Schriftzeichen wieder im Vordergrund: Schwarze Buchstaben auf weißem Bildgrund.

Seit Ende der 1990er Jahre ist Dirk Hupe mit Einzelausstellungen in Museen, Kunstvereinen und Galerien vertreten. Er ist seit vielen Jahren ein in der Region präsenter Künstler, dessen Werk aber auch über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannt ist.

Die Besten im Westen: 20 Künstler der Region in der Galerie Frank Schlag

Wer sind die besten Künstler im Ruhrgebiet? Der Galerist Frank Schlag hat seine persönliche „Best of“-Liste erstellt und präsentiert die Auswahl zurzeit in einer Ausstellung. Ursprünglich hatte Schlag die Schau für das Kulturhauptstadtjahr geplant. Doch dann ließ sich der Galerist für diese Herzensangelegenheit etwas mehr Zeit und präsentiert die Schau dafür nun in einer erweiterten Ausgabe.

Die Namensliste auf den Einladungskarten liest sich wie ein who-is-who aus 50 Jahren Revierkunst. 20 lebende Künstler, die hier arbeiten und sich mit der Region identifizieren, hat Frank Schlag ausgewählt. Die Ausstellung spiegelt eine Stück Kunstgeschichte nach 1945: Da begegnet man mit dem Recklinghäuser Maler Thomas Grochowiak einem Mitbegründer der Gruppe „junger westen“, die zum Wegbereiter der informellen Kunst wurde. Mit über 90 Jahren ist Grochowiak der älteste Künstler der Schau. Auch Mitglieder der legendären Künstlergruppe B1, die ab Ende der 60er Jahre Furore machten, wie der „Röhrenkünstler“ Friedrich Gräsel oder Günter Dohr, fehlen nicht. Mit dem Bildhauer Jiri Hilmar ist ein Urgestein der Gelsenkirchener Künstlersiedlung Halfmannshof vertreten.

Für Frank Schlag zählen die Essener Künstler VA Wölfl, Eberhard Ross, Carl Emanuel Wolff, Johannes Brus, Dirk Hupe und die Fotografin Jitka Hanzlova ebenfalls zu den Besten im Revier. Einige von Ihnen sollen in einer kleinen Serie vorgestellt werden.

„Man muss nicht in Düsseldorf oder Berlin ansässig sein, um erfolgreich zu sein“, so Schlag. Das dürften die Künstler der Ausstellung wohl genauso sehen, denn sie entwicklen ihr Werk vom Ruhrgebiet aus. Dass dabei Qualität produziert wird, die den internationalen Vergleich nicht scheuen muss, zeigt diese Schau auch. Spitzenleistung aus dem Ruhrgebiet eben.