Essen. Die Drama Academy Ramallah ist ertsmals zu Gast an der Folkwang Universität. Wie die Kooperstion künftig weiter finanziert wird, ist noch offen. Die Förderung durch die Stiftung Mercator läuft im nächsten Jahr aus.
Beim sechsten Mal kann man schon von Tradition sprechen. Dabei ist das Shakespeare Festival der Folkwang Universität immer wieder für Neues gut. In diesem Jahr findet das Festival nicht nur erstmals auf dem Werdener Campus statt und konzentriert sich mit dem „Sommernachtstraum“ auf ein zentrales Stück mit fünf unterschiedlichen Regiehandschriften. Erstmals sind auch die Shanghai Theatre Academy und vor allem die Drama Academy Ramallah dabei.
Während man künftig mit der chinesischen Akademie die Kontakte verstärkt ausbauen möchte, unterhält Folkwang zu Ramallah bereits seit 2009 engste Beziehungen. Die erste Akademie ihrer Art in Palästina, von der Werdener Uni mit aufgebaut, von der Stiftung Mercator und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) maßgeblich finanziert und vom damaligen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit Palästinas ehemaligem Premier initiiert, stellte sich mit einer eher poetisch-erzählenden Regiearbeit von Samer Al-Saber vor.
Stärker hätte der Kontrast zur rasant und showmäßig choreografierten Produktion der New Yorker Columbia University School of Arts (Regie: Niky Wolcz) kaum sein können. Aber gerade diese Unterschiede, vielleicht auch ein kulturell anders geprägter Umgang mit Text und Bühne, machen für Zuschauer, aber auch für die 62 Studierenden und ihre Dozenten den Reiz dieser Tage aus.
Vor allem für seine Studenten aus Ramallah sei die Zeit in Essen eine wertvolle Erfahrung, sagt George Ibrahim, Leiter der dortigen Akademie. Für die 15 Palästinenser (aber auch für die 13 Chinesen) ist es das erste Gastspiel außerhalb ihres Heimatlandes. „Die Bedeutung kann für uns nicht hoch genug eingeschätzt werden“, so George Ibrahim. „Wir leben in einem besetzten Land ohne kulturelle Infrastruktur, leider auch ohne Geld. Wenn kulturelles Engagement bei uns noch eine Sache von Einzelnen ist, stößt das dennoch auf unglaubliches Interesse“, sagt der Theatermann. Aber nicht nur bei seinen Landsleuten. Es gebe auch Studenten aus Haifa. „Einen israelischen Palästinenser.“ Es kommt eben auf den Blickwinkel an.
Dass Kooperationen dieser Art auch für Folkwangs Studierende und die Hochschule eine Bereicherung sind, daran lässt Rektor Kurt Mehnert keinen Zweifel. Natürlich könne die Universität Projekte wie diese finanziell nicht tragen oder unterstützen. In Ramallah gehe es zunächst um Aufbauhilfe durch die Essener Hochschule und ihre Dozenten. Dass der Austausch aber längerfristig angelegt sein solle, daran lassen beide Seiten keinen Zweifel. Da sehen Mehnert und Ibrahim sich einig mit dem Auswärtigen Amt, dessen Initiative damals auch von einem auf Dauerhaftigkeit angelegten Projekt ausging.
Förderung läuft aus
Diese langfristige Perspektive steht derzeit allerdings noch auf unsicheren Füßen. Denn die Förderung durch die Stiftung Mercator läuft nach drei Jahren - also im kommenden Jahr - aus. Das sei kein böser Wille bei Mercator, so Mehnert, sondern liege an der Förderungsstruktur, die immer von Dreijahresrhythmen ausgehe. Ein neuer Finanzier sei aber bis jetzt nicht in Sicht. Da zeigen sich bei aller Shakespeare-Begeisterung des Augenblicks durchaus Sorgenfalten bei Kurt Mehnert und George Ibrahim.
Aber vielleicht findet sich in Steinmeiers Nachfolger Guido Westerwelle ja auch ein „Türöffner“ für ein Projekt, dessen Wirkung für Völkerverständigung durch kulturellen Austausch nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Am Ende der diesjährigen Shakespeare-Tage an der Folkwang-Universität steht eine Gemeinschaftsproduktion des Klassikers „Ein Sommernachtstraum“ auf dem Programm. An diesem Wochenende laufen die Proben für die internationale Produktion. Dabei sollen die Produktionen der fünf Hochschulen Essen, New York, dem rumänischen Sibiu, Shanghai und dem palästinensischen Ramallah kombiniert auf die Bühne gebracht werden. Zu sehen ist diese mehrsprachige Aufführung am Montag und Dienstag, 7. und 8. November, 20 Uhr in der Neuen Aula der Folkwang-Uni. Karten: Tel.: 0201/ 4903-231.