Essen-Rüttenscheid. .
Zum Lernen geht’s jetzt in den Keller: Kommenden Montag eröffnet im Katakomben-Theater im Girardet-Haus die Kulturakademie Ruhr. Theaterleiter Kazim Çalısgan und reagiert damit auf die in Bochum geplante Zukunftsakademie.
Als Çalısgan Anfang des Jahres von dem Projekt erfuhr, reagierte er verärgert: „Da wird etwas groß als einmalig verkauft und mit zig Tausenden Euro gefördert, was wir im Prinzip schon seit Jahren praktisch ohne Unterstützung leisten“, so Çalısgan. Will heißen, eine Stätte für interkulturelle Bildung mit starkem Praxisbezug, die vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund einbinden soll. „Da wird getönt, man wolle diesbezüglich ein Netzwerk ausbauen - das haben wir doch längst“, schüttelt Çalısgan den Kopf. Unterstützung habe er angeboten, sei aber ignoriert worden.
Nun wird er einfach selbst aktiv und ruft quasi als Gegenentwurf zum elitär anmutenden Zukunftsakademie die „Kulturakademie Ruhr“ als Begegnungsstätte für Künstler an. Aber auch Politiker, Lehrer und Jugendliche sollen von der neuen Kreativschmiede profitieren. Workshops, Residenzen, Symposien, Konzerte und Musiklabors stehen auf dem Plan. „Dabei sehen wir uns als Drehscheibe primär für Weltmusik“, sagt Çalısgan. Dafür hat er sich prominente Unterstützung geholt: So beantwortet Ilse Storb, die einzige Professorin für Jazzforschung, am 30. November ab 20 Uhr in einem Vortrag mit Klangbeispielen, die Frage: „Was ist Jazz?“
Dazu passend startet am 26. November eine Jazz-Reihe mit Nachwuchskräften der Folkwang Universität: Die Absolventin Laura Tozke und die Studentin Mara Minjoli wollen damit helfen eine Szene zu etablieren, „die es in Essen bislang nicht gibt“, so Minjoli.
Postdramatisches Theaterstück
Der Literatur räume man ebenfalls einen Platz ein: So geht vom 14. bis 20. November das „LiteraTür“-Festival über die Bühne. Dort stellt unter anderem der Nachwuchsautor Thomas Scharein seinen Debütroman „Yes Ruhrstadt! Camping-Aliens zum Billard auf Zollverein“ vor. Geplant ist in diesem Rahmen zudem ein Workshop- und Lesungstag mit jungen Autorinnen und Autoren unter 18 Jahren.
Auch ein „postdramatisches Theaterstück“ ist Bestandteil der Kulturakademie: „Dafür suchen wir noch Musiker, die Lust haben, ein Stück mitzuentwickeln und dabei auch als Schauspieler auf die Bühne zu stehen“, sagt Regisseur Uri Bülbül.
Finanziell steht das Projekt bislang auf wackligen Beinen: „Wir haben zwar Förderanträge gestellt, aber ob sie genehmigt werden, wissen wir bislang noch nicht“, so Bülbül. So lange finanziere man die Akademie aus eigener Tasche.
Hilfe hat sich Kazim Çalısgan zudem von Oliver Scheytt geholt: „Schon während seiner Zeit als Kulturdezernent war er immer eng mit diesem Haus verbunden“, so Çalısgan. Nun stehe Scheytt beratend zur Seite.