Essen. .
Die Stadt hat endlich ein Chor-Haus: Mit einem ausverkauften Konzert und einem Tag der offenen Tür hat der Verein „ChorForum Essen“ die ehemalige Kirche St. Engelbert im Südviertel als Chorzentrum neu eröffnet.
„Es läuft gut, oder?“ Aalto-Chordirektor Alexander Eberle steht zwischen aufgeregt schwatzenden Mädchen des Kinder- und Jugendchores, die gerade ihr Konzert beendet hat. Und strahlt. Der Mann hat allen Grund, stolz und glücklich zu sein: Seit Jahren arbeitet er daran, die Essener Chöre zu stärken, hat dafür ein Netzwerk geschaffen und jetzt endlich auch ein Zuhause. „Das hat kein Mensch geglaubt, dass wir das schaffen.“
Und knapp genug ist es geworden. Mit einem schmalen Budget von knapp 65 000 Euro und der Hilfe von Sponsoren war der Förderverein im Januar 2010 angetreten, um den „kontrollierten Verfall“ (Eberle) der zwei Jahre zuvor aufgegebenen Kirche zu stoppen und für die Zwecke der Essener Chöre umzubauen.
Die Kirche
Das ursprünglich dreischiffige Kirchengebäude von St. Engelbert entstand 1934 nach den Plänen von Dominikus Böhm. Der Kirchturm war 37 Meter hoch. Im Krieg entgingen nur die unterirdischen Räume und ein Teil des Chores der Zerstörung. 1954 wurde erneut Dominikus Böhm mit dem Wiederaufbau beauftragt, ohne Turm und das südliche Seitenschiff.
Am Ende wurde es eine Punktlandung: „Die Fliesenleger sind Freitag um 12 Uhr erst hier rausgegangen“, sagt Eberle, der neben seinem Job im Aalto-Theater und seiner Lehrtätigkeit bei Folkwang an der Rellinghauser auch noch den Bauleiter gemacht hat; eine Aufgabe, die normalerweise aus gutem Grund ein Vollzeitjob ist. Hinter der Kirche liegen weitere Beweise dafür, wie eng es am Ende geworden ist: Farbeimer , Pinsel, Abdeckungen.
Mieterlöse aus Veranstaltungen
Das bekommen die Besucher am Tag der offenen Tür nicht zu sehen. Sie stehen staunend im ehemaligen Mittelschiff der Kirche und bewundern die Akustik. Komplimente über den gelungenen Umbau des Veranstaltungssaals nimmt Eberle gern zur Kenntnis. Aber, sagt er: „Das Wichtigste ist da unten.“
„Da unten“ hin gelangt der Besucher vorbei am ehemaligen Altarraum, der seit gestern die spektakulärste Hinterbühne der Stadt ist, und eine noch vom Baustaub blasse Wendeltreppe hinunter. In der Unterkirche liegt der eigentliche Schatz des ChorForums. Zum Beispiel der 300 Quadratmeter große Probenraum, in dem sich gerade die Aalto-Spatzen, der Kinderchor des Opernhauses, durch das Kuchenbüfett futtern. Außerdem können die Chöre, Orchester und Musikprojekte einen weiteren Probesaal sowie zwei Solo-Proberäume nutzen.
„Als ich das alles hier zum ersten Mal gesehen habe, da wusste ich: Hier könnte es endlich etwas werden mit dem Haus der Chöre“, sagt Eberle. In der ehemaligen Musikschule an der Brunnenstraße hatte er dieses Haus etablieren wollen, ehe die Kulturhauptstadt kam und die Ruhr 2010 dort einzog. Lange hatte er auch verhandelt über Räume in der ehemaligen Luisenschule, in die inzwischen das Stadtarchiv eingezogen ist.
Jetzt endlich haben die Chöre ihr eigenes Haus. Betrieben werden soll es durch Mieterlöse aus Veranstaltungen, möglichst geringe Mieten für die Nutzer – und durch möglichst viele Sponsoren.