Essen-Rüttenscheid. .

Bildhauer Thomas Hannappel baut seit mehr als zwei Jahrzehnten Bilderrahmen, etwa für das DKM- und das Ruhrmuseum. Der 55-Jährige weiß, wie man ein Kunstwerk zur Geltung bringt - und vor allem, wie man es vor der Umwelt schützt.

Thomas Hannappel ist ein recht zurückhaltender Mann, niemand, der sich gerne in den Vordergrund drängt. Ganz so, wie seine schlichten Bilderrahmen, die er jetzt schon seit mehr als zwei Jahrzehnten in Essen baut. Nach einer kurzen Zeit an der Ruhrtalstraße läuft die Kreissäge nun schon im 20. Jahr im Herzen Rüttenscheids, an der Klarastraße, rund. In Zeiten von Möbeldiscountern und Sonderpostenmärkten ein aussterbendes Geschäft, könnte man meinen. Doch wie wichtig das Handwerk ist, zeigt die Liste seiner Kunden.

Ob DKM-Museum in Duisburg oder Ruhr- und Folkwang Museum - Thomas Hannappel weiß, wie ein Kunstwerk richtig in Szene gesetzt wird. Gemeinsam mit Tischler Klaus Sondermann fertigt er die Bilderrahmen in einer kleinen Werkstatt hinter dem Geschäft an. Dazu nutzen die beiden nur unbehandeltes Holz wie Erle, Buche, Wenge - je nach Geschmack und aktuellem Trend. Bei hochwertigen Kunstwerken ist Vorsicht gefragt. „Vor allem bei älteren Papieren müssen wir aufpassen. Wir nutzen dann zum Beispiel UV-Glas, das bis zu 90 Prozent des Sonnenlichts absorbiert. Dadurch bleiben die Kunstwerke länger erhalten“, erklärt Hannappel. Und auch das Passepartout, die Bühne eines jeden Bildes, darf nicht aus x-beliebigem Papier bestehen. „Wichtig ist säurefreies Material, um das Kunstwerk nicht zu beschädigen. Auf farbiges Papier verzichten wir meistens - das Bild sollte in seiner Präsenz nicht gestört werden“, erklärt Hannappel.

Grafiken von Blinky Palermo gerahmt

Was einen geeigneten Rahmen ausmacht, weiß Hannappel als Bildhauer selbst nur zu gut. Von 1979 bis 1986 studierte er Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. In der Landeshauptstadt öffnete er auch sein eigenes Atelier, ist in Essen durch den Galeristen Gerd Schütte vertreten. Der Bilderrahmen-Bau aber bleibt sein „tägliches Brot“. Durch die Affinität zur Kunst bekommt das Handwerk für den 55-Jährigen eine besondere Bedeutung - etwa, wenn er die kompletten Grafiken von Blinky Palermo oder Arbeiten von Erich Reusch rahmen darf. „Das ist schon etwas Besonderes“, sagt er mit strahlenden Augen.

Selbst für Kochlöffel und Hemden baute Hannappel schon Objektkästen, nichts, was dem 55-Jährigen zu verrückt wäre. Nur schlicht muss es sein. „Die Proportionen von Bild und Rahmen messe ich oft nach Gespür. Ein Kunstwerk braucht immer noch Platz zum Atmen“, weiß Hannappel. Seine Kunden sind neben Museen auch Privatleute, nicht selten selbst Künstler oder Studenten der Folkwang-Uni, die er gerne berät. Und wie sehen die Wände bei Hannappel zu Hause aus, bei so vielen Kontakten zur Kunstszene? „Ach, viel zu weiß“, sagt er, „im Grunde müsste ich mal wieder etwas aufhängen.“