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Die Neuzugänge des Grillo-Theater-Ensembles stellen sich in der Kochshow „Essen ist fertig“ vor. Bei der jüngsten Ausgabe servierten Lisa Jopt und Stefan Diekmann neben Geschichten aus ihrem Alltag Rührei mit Kartoffeln und Spinat.

„Was gibt es zu essen?“ ist eine dieser Standardfragen im familiären Haushalt. Für den Leid tragenden Koch gilt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Es sei denn man lässt sich auswärts verkosten – beim Italiener, in der Pommesbude, bei Muttern,... Oder eben neuerdings auch in der Heldenbar im Grillo-Theater: „Essen ist fertig“ heißt es dort jeden Monat. Mit einer Vorstellungsrunde samt Kocheinlage wollen neue Schauspieler des Grillo-Ensembles (auch kulinarisch) Eindruck hinterlassen. Die Grillo-Neuzugänge Lisa Jopt und Stefan Diekmann stellten sich vor kurzem an den Herd. Vielleicht hätte das Duo das aktuelle Spielzeit-Motto „Mit Essen spielt man nicht“ nicht zu wörtlich nehmen sollen. Denn die beiden Mimen bewiesen dem lokalen Publikum, dass man selbst bei Spinat mit (Salz?)-Kartoffeln und Rührei einiges falsch machen kann.

Publikum gefügig machen

18 neue Ensemble-Mitglieder gibt’s im Grillo-Theater seit dieser Saison. Eine gehörige Portion Frische auf der Theaterbühne. Um die Essener Theaterbesucher auf den Geschmack des Unbekannten zu bringen, kreierten die Verantwortlichen die öffentliche Vorstellungsreihe „Essen ist fertig“. Jeden Monat präsentiert sich ein Darsteller-Duo zahlenden Zuschauern – kochend, erzählend, schauspielernd, musizierend. Das Konzept kann man als eine abgekupferte Mischung aus den TV-Sendungen „Zimmer frei“ und „Biolek“ beschreiben. Was die Reihe und ihre Mitwirkenden nichtsdestotrotz mehr als prädestiniert für die NRZ-Themenwoche „Lecker isst hier...“ machen.

In einer Szenerie aus Park, Picknick, Kindergeburtstag und Biergarten findet der siebte von neun Vorstellungsabenden statt. Dieses Potpourri haben Lisa Jopt und Stefan Diekmann selbst ausgesucht, ebenso das bereis oben erwähnte, bescheidene Gericht. „Du siehst hinreißend aus. Machst du Ananas-Diät?“, begrüßt Diekmann seine Herd-Gespielin unter dem Gelächter der Zuschauer. Theatergast Gudrun wird zwangsverpflichtet, um das Menü des Abends an die Tafel zu schreiben: „Schoko-Schaumkussschleuder mit Diekmanns“, Hauptgang „Spinat mit Kartoffeln + Rührei“ und zum Abschluss „Schokoladewettessen.“

„Hört mir auch mal jemand zu?!“, meckert die Gastgeberin. Sonderlich souverän haben die beiden, natürlich ohne Kochschürze am Bauch, das Geschehen nicht im Griff. Mit angeblicher Kinderbowle aus Beerenfrüchten, die enorm mit Alkohol geschwängert wurden, will man das Publikum gefügig machen. Selbstzweck dabei: Die Zunge lockern und bittere Wahrheiten über die eigenen Kochkünste und sein Schauspieler-Leben ausplaudern.

Die Vorspeise kann man auch nicht so recht ernst nehmen, Familienvater Diekmann verteilt Tischtennisbälle an Frauen und Männer, um sich jene zuwerfen zu lassen. Für jeden gefangenen, bekommen sie einen Schaumkuss zurückgeschleudert. Welch Dramaturgie! Beim Plausch blitzen erste Talente auf: „Da liefen sie alle so glamourös rum und haben Früchtetee getrunken“, berichtet Jopt etwa über ihre unheimliche Begegnung mit der Folkwang Uni. Ihr Schauspiel-Studium absolvierte sie danach jedenfalls nicht in Werden.

Passend zum Theaterklischee, dass es immer einen Assistenten gibt, der die Drecksarbeit macht, müssen drei Zuschauer zum Kartoffelschälen antreten. Das Duo, das in dem Stück „Die Buddenbrooks“ zu sehen ist, redet munter weiter. „Meine Mutter hat sehr viel gekocht“, erzählt Jopt, die im Südviertel wohnt und sich vegetarisch ernährt, der armen Tiere wegen.

Diekmann verrät weniger Gourmettechnisches hinter dem provisorischen Herd. „Meine Oma hat nen Bandwurm, der gibt Pfötchen“, singt er lauthals – angelehnt an das bekannte Kinderlied – und versucht mit musikalischen Einlagen am Keyboard dem Rühren des grünen Tiefkühl-Blattgemüse zu entgehen.

Halbgar aber sauheiß

„Immer ist der Spinat kalt, obwohl er bereits im Topf dampft“, stellt seine Partnerin gespielt naiv fest, als sie probiert. Derweil fallen die ersten Deko-Blumen an der Menü-Tafel von selbst ab. Auflösungserscheinungen bevor die Hauptspeise dem Publikum kredenzt wurde? Geschlagene 90 Minuten sind vergangen, da fällt den beiden ein, dass sie einen Film einspielen könnten. Taktik, Ablenkungsmanöver oder purer Zufall? Zumindest für einen Endspurt nutzen die beiden Mimen die Verschnaufpause. Ob die Wärme hochgedreht wurde, ließ sich leider nicht feststellen, aber das Rührei wurde unterdessen zügig vorbereitet und die Masse floss in die Pfanne.

Nach einer weiteren Musikeinlage werden die hungrigen Zuschauer endlich bedient. Im Einweg-Plastik-Suppenteller landen teilweise halbgegarte Kartoffeln mit dem sauheißen Spinat. Nur die Konsistenz des Rühreis ist okay. Mal abgesehen von der Würze, Salz und Pfeffer, sowie Muskat fehlen. Auf wundersame Weise tauchen diese drei genannten an der Theke auf, zur Selbstbedienung. „Na ja“ hört man teils wohlwollend, teils vernichtend von den Laien-Kritikern. Ein Kinderspiel ist Kochen jedenfalls nicht – schon gar nicht, wenn man dabei noch ein Publikum unterhalten muss.