Essen. .

Simone Junker und E.S. Mayorga, Stipendiaten von „Junge Kunst in Essen“, stellen im Kunsthaus an der Rübezahlstraße aus: Hier monochrome Flächenlandschaften, dort eine Videoinstallation, die einer Achterbahnfahrt gleich kommt.

Während monochrome Strich- und Flächenlandschaften auf weißem Papier Ruhe ausstrahlen, jagen nebenan in schnellen Schnitten festgehaltene Explosionen, Flammenmeere und Autocrashs den Puls in die Höhe. Im Kunsthaus sind seit Sonntag zwei Ausstellungen zu sehen, die kaum kontrastreicher sein könnten. Simone Junkers Arbeitswerkzeug sind Tusche und Papier. Letzteres scheint fast notdürftig an den Wänden befestigt zu sein: Die Klammern, die die großformatigen Arbeitsflächen in der Ausstellung „Luftstrich“ halten, lassen Wellen und Unebenheiten entstehen. „Das Papier soll das tun, was Papier nun einmal tut“, sagt die 30-Jährige, der es wichtig ist, dass die von ihr verwendeten Materialien ihre ganze Ausdruckskraft behalten können.

Nicht nur das ist der Grund, warum sie auf Rahmen verzichtet: Auch lässt sie dem Papier zwischen den Tuschestrichen und -flächen, die in unterschiedlichen Grautönen und Schattierungen daherkommen, viel Raum. So sind die Fragestellungen, mit der sich die Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf beschäftigt, primär formal-ästhetischer Natur: Wie entsteht Leere, wie schafft man Räume, wie bekomme ich Tiefe in ein Bild?

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Von DerWesten

Simone Junker ist die mittlerweile 13. Künstlerin, der, Dank des Stipendiums „Junge Kunst in Essen“, neun Monate im Kunsthaus Essen ein Atelier und eine Wohnung im Kunsthaus an der Rübezahlstraße 33 zur Verfügung gestellt wurde. Dazu kommen 1250 Euro im Monat, die es den Stipendiaten ermöglichen sollen, sich gänzlich auf ihre Kunst konzentrieren zu können.

Essener Stipendium als Sprungbrett

Seit 13 Jahren unterstützt das Kunsthaus Essen auf diese Weise Nachwuchskünstler. In den ersten zehn Jahren wurde das Stipendium laut Kunsthaus-Geschäftsführer Uwe Schramm durch den Rotary-Club ermöglicht, seit 2007 werde es durch das private Engagement der Autohaus-Mitinhaberin Helen Mahnert-Lueg fortgesetzt.

Für viele Künstler bedeutete das Essener Stipendium ein Sprungbrett: „Wir beobachten die weiteren Karrieren sehr genau“, sagt Uwe Schramm. Ein großer Teil sei mittlerweile am Markt fest etabliert. Auch für Simone Junker sieht es nach dem Studium gut aus: Ein weiteres Stipendium in Bonn und eine Industriehalle in Langenberg, die sie künftig als Atelier nutzen kann, warten auf sie.

Für Junker war der Umzug nach Essen kein Trip ins Ungewisse: Denn schon während ihres Studiums in Düsseldorf wählte sie Essen als Lebensmittelpunkt — auch wenn die Kulturhauptstadt für die gebürtige Karlsruherin zunächst einen Kulturschock bedeutete: „Im Vergleich zum Süden ist hier alles so zugebaut“, sagt sie.

Ähnlich kontrastreich gibt sich die Parallelausstellung des mexikanischen Medienkünstlers E. S. Mayorga: Der Betrachter seiner Videoinstallation „Another Fire Tragedy“ wird gleich mit drei neben­einander laufenden, handlungstechnisch und zuweilen auch szenisch verschachtelten Projektionen konfrontiert. Verbunden durch emotionale Bekenntnisse dreier Protagonisten, wechseln sich in diesem filmischen Triptychon verwackelte und an „Blairwitch Project“ erinnernde Bilder, die durch verlassene Kellergänge führen, ab mit in Flammen getauchten Straßen, Tierkadavern, Autofahrten und Explosionen. So ist die Videoinstallation eine schnell geschnittene, emotionale Achterbahnfahrt, die Horror- und Popkulturelemente vermengt.