Essen. . Mit Franz-Josef Selig kam nicht nur ein international gefeierter Operstar in die Essener Philharmonie, sondern auch ein einfühlsamer Liedgestalter. Mir Gerold Huber am Klavier formte er Lieder von Dvorak, Schubert und Mussorgski zu Miniaturdramen.
Oft kommt es auch in großen Städten nicht vor, dass in 14 Tagen zwei internationale Opern-Stars einen Liederabend am gleichen Ort mit dem gleichen Pianisten geben. Nach Rolando Villazon gab es nun in der Philharmonie ein Wiederhören mit Franz-Josef Selig, den viele aus der Zeit kennen, als er als Mitglied des Aalto-Theaters die Basspartien sang, mit denen er heute größtenteils in Wien, London oder New York unterwegs ist.
In der Reihe „Lied & Lyrik“ unternahm der lange schon Gurnemanz-gestählte Bassist eine bei aller notwendig gezähmten Stimmkraft beinahe empfindsam gestaltete Reise in die Welt der romantischen Helden, vor allem aber des Todes. Wo Selig in Anton Dvoraks Zyklus der „Biblischen Lieder“ noch fast zuversichtliche Heilsgewissheit verströmte, zeigten er sich in ausgewählten Schuberliedern wie der „Fahrt zum Hades“ oder „Der Tod und das Mädchen“ als Meister des „Chiaroscuro“. Erschütternd, fast schon Kernstück des Programms, Schuberts „Prometheus“ zu Goethes Text, den Selig mit dem eloquent dialogisierenden Gerold Huber am Klavier fast wagnerisch zwischen Rezitativ und Arioso anlegte. Auch Mussorgkis „Lieder und Tänze des Todes“ formte das Duo zu Miniaturdramen, die eine Rezitation aller Texte durch Grillo-Schauspielerin Ingrid Domann fast schon als unnötige Doppelung erscheinen ließ.