Essen.

Das Reformationsfest begehen Essens Protestanten in diesem Jahr erstmals in der Philharmonie. Statt Gottesdienst gibt es im Kulturhauptstadtjahr ein Konzert - unter anderem mit neun echten „Harleys“.

Von der Freiheit der Musik: Das hat beim ersten Hören wenig mit Religion zu tun. Und doch dachten die Macher des diesjährigen Reformationsfests bei der Wahl des Mottos sicherlich auch an Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Da die evangelische Kirche bekanntermaßen gerne hin und wieder neue Wege geht, setzt sie jetzt passend zum Kulturhauptstadtjahr einen tönenden Schwerpunkt. Nicht in einer der repräsentativen Kirchenräume der Stadt, sondern in der Philharmonie.

Zwar verzichten die kooperierenden Landeskirchen von Rheinland und Westfalen am 31. Oktober nicht gänzlich auf das gesprochene Wort, was beim prominenten Gastredner Wolfgang Huber, dem wortgewaltigen Ex-Vorsitzenden der EKD, sicher ein Verlust wäre. Ansonsten steht aber das gesungene Wort im Zentrum dieser ungewöhnlichen Verkündigung.

Knatternd und hupend

Mit Vollgas voraus: Ein neues Gefühl sicherlich für viele eher traditionell gesinnte Reformationsfest-Besucher. Denn gleich am Anfang erklingt knatternd und hupend Dieter Schnebels Komposition „HD für neun Harley Davidson Motorräder, Trompete und Harmonium“ von 2007. Unter Leitung des Mülheimer Kantor Gijs Burger musizieren tatsächlich neun Mitglieder der Harley-Davidson-Gruppe „Ruhrpott Chapter Germany“ auf und mit ihren Maschinen. Im Saal selbst spannt sich dann der Bogen von Luther-Chorälen, allein zwei Versionen „Ein’ feste Burg“ des Reformators, über Psalmvertonungen aus verschiedenen Jahrhunderten, bis zur abschließen „Reformations“-Sinfonie von Mendelssohn-Batholdy.

„Wir haben bewusst Gattungen aber auch die Stadtgrenzen überschritten“, sagt Andreas Volke, Kulturhauptstadtbeauftragter der evangelischen Stadtkirche. Gerade in diesem Jahr ging es den Christen darum, Kirche auch als Kulturträgerin zu zeigen - und zwar nicht nur mit einer grandiosen Vergangenheit, wie beide großen Konfessionen zeigen, sondern auch in der Gegenwart.

So erklingt zum Beispiel die Uraufführung von Enjott Schneiders Sinfonischem Gedicht für Orchester „Ein feste Burg“, eine Auftragskomposition der Kirche f+ür das Reformationsfest 2010.