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Die Ausstellung „ 100 beste Plakate 2009“ auf Zollverein beweist einen großen Variantenreichtum im Grafikdesign. Kommerzielle Motive sind jedoch Mangelware.

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Von DerWesten

Ein großes weißes Kreuz auf rotem Grund droht eine kleine, am Bildrand stehende Moschee zu erschlagen. Dieses an die Schweizer Flagge erinnerndes Plakat, das sich kritisch mit dem Minarett-Verbot auseinandersetzt, das der Alpenstaat per Volksentscheid im vergangenen Jahr beschloss, gehört zu den „100 besten Plakaten 2009“ Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, die nun auf Zeche Zollverein zu sehen sind.

Das symbolhafte Motiv ist dabei keineswegs typisch zu nennen: Die 100 Gewinner des Wettbewerbs bieten einen großen Variantenreichtum. Ob es triefend nasse Porträts sind, mit denen Darsteller des Theaters Bern für das Stück „Born Out“ werben, ob es ein schlichter kleiner Schriftzug auf einem regenbogenbunten Hintergrund ist, der zur Wahl des Integrationsbeirats in Saarbrücken aufruft, oder große, verspielte und verzierte Buchstaben, die zu einer Vorlesung zur Professur für Typographie einladen: „Ein neuer Trend lässt sich bei den Gewinnern nicht ablesen“, stellt René Grohnert, Leiter des Deutschen Plakat Museums, fest. Lediglich der Hang zum Spiel mit dem Buchstaben sei nach wie vor bei den Gestaltern nach wie vor sehr populär.

1600 Plakate hatte die fünfköpfige Jury zu bewerten

Grohnert ist Mitglied der Jury des Wettbewerbs, den der Verein „100 beste Plakate“ seit 2001 auslobt. Die Geschichte des Contests ist allerdings schon älter: 1961 startete in der DDR der erste Wettbewerb unter diesem Titel. Nach der Wende übernahm der Verein deutscher Grafikdesigner den Wettbewerb. Als dieser Verein die Ausschreibung wegen Finanzproblemen stoppen musste, gründeten einige Experten einen neuen Verein, der sich heute hauptsächlich um die Ausführung des Wettbewerbs kümmert.

1600 Plakate hatte die fünfköpfige Jury im Februar 2010 zu bewerten — 150 mehr als im Vorjahr. Die Plakate wurden von Grafikbüros, Druckereien und Auftraggebern, aber auch von Studenten eingereicht. 65 Gewinnerplakate stammen aus Deutschland, 31 aus der Schweiz und vier aus Österreich.

Auffällig: Gewerblichen Charakter hat keines der Gewinnerplakate. Kulturstätten und politische Botschaften dominieren das Bild in der Halle 2 auf Schacht XII, die Studenten der Hochschule für Gestaltung aus Offenbach am Main mit kristallförmigen dreidimensionalen Pappwänden zum Ausstellungsraum umgestalteten. „Kommerzielle Plakate unterliegen stärkeren ästhetischen Zwängen“, erläutert Grohnert. Ein Rezept für ein ideales Plakat gebe es übrigens nicht. Wichtigste Formel: „Es darf nicht langweilen.“