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Mit einem neuen Format, das Literatur, Musik und Talk vermischt, wollen Kazim Çalisgan, Leiter des Katakomben-Theaters, und Uri Bülbül vom benachbarten Literaturzentrum im Girardet-Zentrum die Grenzen der Genres austesten.

„Von Hölzern und Stöckern“ lautet der Titel des Abends, der morgen erstmals im Foyer des Katakomben-Theaters über die Bühne geht. Der Titel deutet den spontanen Anstrich an, den der Abend, den die Macher auch in Serie schicken wollen, bekommen soll. „Es wird viel Raum für Improvisationen geben“, verspricht Çalisgan, der hauptsächlich den musikalischen Teil bestreiten will. Dazu stehen dem Theaterchef einige ungewöhnliche Instrumente, wie beispielsweise eine Saz, eine türkische Langhalslaute, zur Verfügung.

Den Rahmen für die Improvisationen bildet jeweils ein Motto, unter dem jeder Abend der Reihe stehen soll. Der Titel der Premierenveranstaltung „Eines Tages . . .“ lässt jedoch vermuten, dass dieser Rahmen nicht zu eng gesteckt werden soll. „Mit ,Eines Tages’ fangen Märchen an, oder andere Geschichten, die man wunderbar erzählen kann“, so Uri Bülbül. „Es soll also auch der Anfang unserer Geschichte sein.“

Bülbül will den locker gespannten roten Faden mit einigen fremden Texten und selbst verfassten Gedichten verfolgen. „Außerdem lese ich eine Seite aus einem Buch für Lebenshilfe vor, die interessante Einblicke in das Verhältnis zwischen einem Psychiater und seiner Patientin ermöglicht.“ Dazu gibt es vertonte türkische Volksgedichte in deutscher Übersetzung, einen Überraschungsgast in der zweiten Hälfte und vor allem: „viele satirische Spitzen“, verspricht Çalisgan.

Die Idee zu diesem Abend entwickelten die beiden langjährigen Freunde aus einer Reihe von Lesungen, die sie in der Vergangenheit zusammen veranstalteten: „Aber Lesungen sind uns auf Dauer zu steif, wir haben nach einem lockereren Format gesucht“, so Bülbül.

Kultur ohne Grenzen

Mit einer noch stärkeren Ausrichtung an multikulturellen und internationalen Projekten will das Katakomben-Theater sein Profil schärfen. Dem trägt auch ein neuer Slogan Rechnung: „Kultur ohne Grenzen“ soll künftig unter dem Logo der Bühne im Girardethaus stehen.

Es war eine schwierige Saison für das freie Theater: „Wir haben im Vergleich zum letzten Jahr bis zu 20 Prozent an Zuschauern verloren“, bedauert Theaterleiter Kazim Çalisgan. Damals freute sich der Chef noch über 30 000 Besucher, was dem Haus eine durchschnittliche Auslastung von 70 Prozent bescherte.

Twin-2010-Projekt

„Vielleicht hat uns das Überangebot des Kulturhauptstadtjahrs einen Strich durch die Rechnung gemacht“, mutmaßt er. In die neue Saison startet das Haus dennoch selbstbewusst: So gelang es nicht nur, den renommierten türkischen Klarinettisten Selim Sesler mit seinem Trio nicht nur für ein Konzert im Rahmen eines Kulturhauptstadt-Twins-Projekt zu gewinnen, das er am 4. September gemeinsam mit dem „Transorient Orchestra“, in dem Kazim Çalisgan auch als Musiker mitwirkt.

Zusätzlich werden die Musiker am 1. September einen gemeinsamen Workshop unter dem Titel „Orientalische Musik und Jazz“ für professionelle und Amateurmusiker anbieten, der mit einem Teilnehmerkonzert enden soll. Weitere Konzerte mit Musikern aus Brasilien, Griechenland oder der Türkei sollen folgen. Auch beteiligt sich das Katakomben.-Theater am internationalen Festival „Melez“ Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich Comedy und Kabarett: So werden in der kommenden Saison der jüdische Comedian Oliver Pollack und Ex-Tatort-Schauspieler Peter Sodann mit eigenen Programmen zu Gast sein.