Essen. Eine ganz besonders anschauliche Geschichtsstunde erlebten 150 Schüler der zwölften Klassen des Berufskollegs im Bildungspark: Schriftsteller Sally Perel (85), Autor des Buches „Ich war Hitlerjunge Salomon“ war zu Gast und gab den Schülern Einblicke in sein bewegtes Leben.
Perel floh in den 1930er Jahren vor den Nationalsozialisten und konnte während des Dritten Reiches lediglich überleben, weil er seine jüdischen Wurzeln verheimlichte, mit den Nazis kooperierte und sich als linientreuer Volksdeutscher ausgab. „Ich lebte in ständiger Todesangst. Jede Stunde war für mich eine Ewigkeit“, blickt der Zeitzeuge zurück.
Heute reist Perel regelmäßig von Israel nach Deutschland, um junge Menschen vor politischem Fanatismus zu warnen. So lange er lebe, werde er alles tun, damit sich so etwas wie die Verbrechen der Nazis nicht wiederholten.
Früher Gummiknüppel, heute Baseballschläger
„Ich kann es nicht fassen, wenn heute Menschen in Bomberjacken und Springerstiefeln aufmarschieren. Das hab’ ich alles schon erlebt. Früher hatten sie Gummiknüppel, heute Baseballschläger“, sagt Perel über die Auftritte von Neonazis in Deutschland. Es sei heutzutage doch „absurd“, wenn die Qualität eines Menschen über seine Hautfarbe definiert werde – Dafür gibt es lauten Applaus von den Schülern.
„Der Vortrag von Sally Perel soll für die Schüler ein Beispiel dafür sein, wie wichtig Widerstand und Zivilcourage sind. Nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch für die Demokratie“, sagt Organisator Bernhard Trautvetter, Lehrer für Politik- und Gesellschaftslehre. Das Leben von Sally Perel sei „eine wunderbare, beispielhafte Mischung aus Intelligenz und Mut“, sagt Trautvetter, denn ohne diese Eigenschaften wäre Perel heute nicht mehr am Leben, würde nicht zu den Schülern sprechen - und das Vergessen könnte nicht verhindert werden.