Essen. Mascha Pörzgen probt mit Studierenden der Folkwang Hochschule Mozarts Oper „Cosi fan tutte“. Am Sonntag feiert das Stück Premiere. Dabei will die Regisseurin eng am Stück bleiben. Manche Studenten erleben zum ersten Mal eine komplette Opern-Produktion.

Da ist ein Umzug im Gange. Sechzig Kisten für die Damen, vier Kisten für die Herren. Man will ein neues Heim beziehen. Wie es sich zwei fast verheiratete Paare wünschen. Es ist der Tag vor der Hochzeit. Doch da blitzt Krieg aus den rosa Wolken. Ende, Abschied.

Abschied für immer? So wollen manche Interpreten aus der Musik Wolfgang Amadeus Mozarts folgern. Doch die Oper „Cosi fan tutte“, die gerade an der Folkwang Hochschule geprobt wird, lässt sich so eindeutig nicht lesen. Davon ist Mascha Pörzgen überzeugt. „Ich folge nicht der momentanen Inszenierungs-Mode“, sagt die Gast-Regisseurin. „Bei mir sind die vier jungen Menschen am Ende der Oper nicht für sich alleine. Sondern sie versuchen zumindest einen neuen Aufbruch.“

Kein "Interpretations-Salto"

Bühnenbildnerin Dietlind Konold hat ein Boot auf die Bühne gebracht. Es heißt „Amore“. Die jungen Leute stehen zu den letzten Akkorden am Bug, fast wie Kate Winslet und Leonardo Di Caprio in „Titanic“, und schauen in die Ferne. Sie haben den Mut, neu anzufangen, auch wenn sie bitter desillusioniert wurden. Zumindest drei von den Vieren probieren es trotzdem. Für eine der von Lorenzo da Ponte und Mozart so wunderbar erfundenen Figuren hat sich jedoch zu viel verändert, traf der Partnertausch aus Spaß zu tief ins Herz.

Pörzgen will eng am Stück bleiben: „Es hat keinen Sinn, einen Interpretations-Salto zu schlagen. Die Studierenden sollen die Oper erst einmal kennen lernen.“ Was nicht heißt, dass in sechs Wochen Proben nicht hart gearbeitet wird. „Wir haben fast die Bedingungen, wie sie die jungen Leute später am Theater erleben“, sagt Pörzgen. Zwischendurch musste sie wegen Erkrankung in Ensemble selbst einspringen und Don Alfonso mimen, den Strippenzieher der bissigen Komödie.

Selbst für erfahrene Regisseurin eine Herausforderung

So sanft und sensibel die schlanke, dunkelhaarige Frau wirkt, auf der Probe entwickelt sie Power. Die Studierenden bringen je nach Semester unterschiedliche Erfahrungen mit. Manche erleben zum ersten Mal eine komplette Opern-Produktion. „Es ist wichtig, einzelne Szenen genau zu konzipieren“, so Pörzgen. Sie kennt einige der Sänger schon, da sie seit 2007 einen Lehrauftrag für szenische Ausbildung an der Folkwang Hochschule innehat. Mit sechs Anfängern eine so inhaltstiefe Oper wie „Cosi fan tutte“ zu erarbeiten, ist auch für eine erfahrene Regisseurin herausfordernd.

Nach der Premiere, musikalisch geleitet von Xaver Poncette, beginnt für das Regieteam wieder das Nomadenleben. Mascha Pörzgen probt in Dresden die Uraufführung von zwei Kurzopern in der Kleinen Szene der Semperoper. Im Juni bringt sie in Innsbruck Donizettis „Lucia di Lammermoor“ auf die Bühne. Und Dietlind Konold, die gerade „La Bohème“ in Halle ausgestattet hat, widmet sich in Sankt Gallen ebenfalls Puccini: „Madama Butterfly“.