Essen. . „Jesus Christ Superstar“, der Musical-Klassiker aus dem Jahr 1971, erfährt in Bob Thomsons Neuinszenierung im Essener Colosseum-Theater eine besondere Kraft und Intensität.
Für seichte Wohlfühl-Shows hat „Jesus Christ Superstar“ nie getaugt. Glaube, Tod und Verrat sind auf dem Musical-Parkett nun mal so selten wie E-Gitarren-Riffs im Gottesdienst. In der druckvollen, exzellent besetzten Neuinszenierung von Bob Tomson bekommt die Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice aus dem Jahr 1971 im Essener Colosseum nun noch einmal besondere Kraft und Intensität.
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Die letzten Tage im Leben des Jesus Christus werden hier zum musikalischen Konzentrat eines packenden Gewissens- und Glaubenskonflikts. Mit Tim Oxbrows Judas eröffnet ein Hitzkopf den Abend, der seine innere Getriebenheit in wunderbar rockige, kantig-zerklüftet Klanggebilde packen kann. Als nicht erhörter Mahner und Zweifler treibt er den Streit mit Glenn Carters Jesus an.
Der große Erlöser zeigt bei Carter nicht nur die Züge des schicksalsergebenen Friedens-Fundamentalisten, sondern spielt auch Momente des Zweifelns und inneren Ringens voll aus. Stimmlich stark bis in die Spitzen, kostet Carter jede Reibung, jede Höhe der vielschichtigen Songs voll aus. Jesus ist längst auch hoffnungslos gefangen in seiner öffentlichen Rolle als Heilsbringer.
Glockenrein, aber nicht zu unschuldig-brav singt Rebekah Lowings die Mary Magdalene. Das Ensemble treibt die Szenenfolge mit exzellenten Tanz- und Gesangsnummern an, unter der riesigen Dornenkrone wird die Handlung sacht aktualisiert. Glenn Carters eindrucksvolle Sterbeszene am Kreuz sorgt für Grabesstille im Saal, die Wiederauferstehung schafft die Inszenierung in Sekunden. – Tosender Applaus.