Essen. . Acht Dramen an einem Abend – beim „Stück auf!“-Theatermarathon gewinnt in der Casa am Ende eine Schweizerin mit moderner Mystik.

Ein Marathon für Theaterverrückte: Acht Dramen zauberte das Team des Schauspiel Essen am Samstag innerhalb von sieben Stunden auf der Casa-Bühne. Dramen, die von Nachwuchsautoren aus ganz Deutschland – und der Schweiz – bei der vierten Auflage des hauseigenen Wettbewerbs „Stück auf!“ eingereicht wurden.

Die Zuschauer haben einen spannenden Einblick in die Visionen junger Kreativer bekommen und dabei feststellen können, dass sich die Themen, die diese für die Bühne auf Papier gebannt haben, nicht von den ganz großen Dramen unterscheiden: Es geht um Glaube – das gab das Motto des Wettbewerb vor –, aber auch um Liebe, Krankheit, Tod, um Hoffnung. Weltpolitik wird in individuelle Schicksale verpackt, persönliche Probleme werden zur Blaupause. Eigenwillig sind die Settings: Die Stücke führen uns in Wartezimmer, in fremde Länder oder in eine Karstadtfiliale.

Mit viel Elan haben die Regisseure, Bühnenbildner und Schauspieler die jeweiligen Stoffe gestrafft und in Szene gesetzt. Ihnen gelang es, die Eigenheiten der Stücke herauszukitzeln: die morbide Komik etwa in „Wir trauern um Bonn Park“, in dem der junge Autor aus einer Weihnachtsdepression heraus einen literarischen Selbstmord samt Trauerreden und kriminalistische Aufklärungsversuche hingelegt hat. Dass das Stück den Preis der jungen Theater-Laborjury – 500 Euro – gewonnen hat, verwundert kaum, hat es wohl doch das Lebensgefühl der Teens und Twens getroffen.

Den Geschmack des Publikums dagegen scheint Jürgen Neff mit „Freier Wille?“, dem letzten Stück des Marathons, getroffen zu haben: Das episodenhafte Werk stellt das Schicksal von 13 Personen gegenüber und geht der Frage nach, wie individuell die Menschen wirklich sind. Dafür gibt es 1000 Euro.

Der mit 5000 Euro dotierte Hauptpreis ist jedoch an die Schweizerin Martina Clavadetscher gegangen : In „Umständliche Rettung“ erzählt sie von den mythisch-merkwürdigen Erlebnissen einer deutschen Wissenschaftlerin in einem Krisengebiet westlich des Jordans. „Der Text hat Gefühl, Humor und Momente großer poetischer Schönheit und Widerständigkeit“, so die Fachjury: Theaterkritiker Stefan Keim, Autor Jan Neumann, Theaterverleger Tobias Philippen, Regisseurin Christiane Pohle und die Essener Chefdramaturgin Vera Ring. Sie spiele lustvoll mit der Chronologie, mache das Erzählen selbst zum Thema und schaffe einen ganz eigenen Zauber.

Die Autorin darf sich auf eine Inszenierung ihres Stückes freuen, die wohl am 3. März 2017 in der Casa Uraufführung feiert.