Maria hüpft die Treppe hinuten, nimmt Blickkontakt mit Gabriele Korn auf und zeigt in Richtung Küche. „Möchtest du etwas trinken?”. Maria nickt, holt sich Saft und verschwindet wieder nach oben.

Maria hüpft die Treppe hinuten, nimmt Blickkontakt mit Gabriele Korn auf und zeigt in Richtung Küche. „Möchtest du etwas trinken?”. Maria nickt, holt sich Saft und verschwindet wieder nach oben.

Maria hat Geburtstag, ist elf Jahre alt geworden. Im Wohnzimmer und im Garten sind die Tische für die kleinen Gäste gedeckt. Alles ist so wie es sein sollte. Doch Maria und Iljana (10) sind Familienmitglieder auf Zeit. Die beiden Mädchen stammen aus Weißrussland, verbringen auf Einladung der Initiative Tschernobyl-Kinder drei Wochen bei Gastfamilien in Kettwig und Mülheim.

37 Kinder und drei Betreuer aus dem Tschernobyl-Gebiet durften in diesem Jahr die Reise in den Westen antreten. Sie kommen aus der Stadt Shodino, die 60 Kilometer östlich der Hauptstadt Minsk liegt.

Auf die Arbeit dieser Initiative ist Gabriele Korn durch einen Aufruf in der Zeitung aufmerksam geworden. „Unsere drei Töchter sind aus dem Haus, und wir haben oben ein Studio, das perfekt für Gäste eingerichtet ist.” Mit ihrem Mann Joachim und den Töchtern hat sie Vorhaben besprochen und schnell wurde Einigkeit erzielt. „Ich wollte auf jeden Fall zwei Gastkinder aufnehmen. Dann fällt die Eingewöhnung nicht so schwer” – sohatte sie gedacht, aber Maria und Iljana sorgten für eine Überraschung: „Meine größte Sorge war, dass die Mädchen zurückhaltend sind, aber eigentlich muss ich sie eher bremsen”. Und auch mit der Verständigung klappt es. „Iljanas Großmutter ist Deutschdolmetscherin und Maria spricht ein bisschen Englisch.” Der Rest funktioniert über Blickkontakt oder man redet halt mit Händen und Füßen.

Gabriele Korn zieht nach einer Woche ein erstes, positives Fazit: „Man muss sich nur auf die Situation einlassen. Dann läuft alles wie von selbst.”

Für das nötige Rahmenprogramm sorgt die Initiative Tschernobyl-Kinder. Ein Zirkustag stand auf dem Programm, ein Besuch auf Zollverein, im Schwimmzentrum Teelbruch. „Wir waren mit den Kindern im GOP und im Rhein-Ruhr-Zentrum. Sie haben überhaupt keine Scheu, sind sehr offen.”

Ob sie auch 2009 Kinder aufnehmen wird, entscheidet sich noch. Die 56-Jährige will „flexibel reagieren, denn sie sollen nicht zu kurz kommen. Ihr Besuch muss einfach zur Familiensituation passen.”

Mit einem Abschlussfest am 29. August wird der Aufenthalt der Kinder aus Tschernobyl zuende gehen. Gabriele Korn hofft, „dass sich im nächsten Jahr noch mehr Familien aus Kettwig an dieser Aktion beteiligen. Es lohnt sich.”