Essen-Kettwig. .

Eigentlich ist es eines klare Sache. Die Evangelische Kirchengemeinde Kettwig, die bislang noch zum Mülheimer Kirchenkreis An der Ruhr gehört, möchte nach Essen wechseln. Bereits im November 2012 stellte das Presbyterium den Antrag, informierte die Gemeinde und erntete damals viel Zuspruch.

Presbyterium stellte den Antrag bereits im November 2012

Pfarrerin Silke Althaus kennt auch eine Menge Gründe, die für diese Entscheidung sprechen: „Wir gehören als Stadtteil kommunalpolitisch zu Essen, alle Strukturen - ob es um Kitas oder ums Jugendzentrum geht - verbinden uns mit Essen. Und als 2011 der Entschluss fiel, dass wir unser Gemeindeamt auflösen mussten, wurde es nach Essen verlegt. Wir haben jetzt oft doppelte Wege, müssen nach Mülheim und Essen und zahlen auch vieles doppelt.“

Außerdem: Mülheim ist nur ein kleiner Kirchenkreis und würde bei einer eventuellen Fusion Duisburg oder Oberhausen zugeschlagen - mitsamt den rund 6600 evangelischen Christen aus Kettwig.

Einen kritischen Punkt gibt es allerdings. 76 Kettwiger Gemeindeglieder leben in Ickten-Land - und das liegt auf Mülheimer Gebiet. „Wir hatten gehofft, dass wir komplett wechseln könnten“, sagt Silke Althaus. Aber auf die 76 Icktener will der Kirchenkreis Mülheim keinesfalls verzichten. „Wir haben natürlich mit den Menschen in Ickten-Land gesprochen. Und ihnen ist einfach wichtig, auch weiter zu Kettwig zu gehören. Sie wurden hier getauft, haben hier geheiratet, pflegen hier die Gräber ihrer Angehören. Dem Presbyterium war klar, dass wir die Icktener mitnehmen müssen“, sagt die Kettwiger Pfarrerin.

Doch Mülheim machte noch im August deutlich, dass man einem Wechsel der Kettwiger nach Essen nur zustimmen werde, wenn es eine so genannte Grenzbereinigung gibt. Will heißen: Die Icktener, die jetzt schon auf Mülheimer Gebiet leben, gehören dann zum Kirchenkreis Mülheim.

„Es war für uns eine krisenhafte Situation. Wir wollten den Antrag schon zurückziehen und auf den Wechsel verzichten, haben dann aber nach langem Ringen entschieden, der Grenzbereinigung zuzustimmen und den Antrag auf Wechsel aufrecht zu erhalten.“

Rund 180 000 Euro an Kirchensteuern verlieren die Mülheimer durch den angestrebten Wechsel der Kettwiger Gemeinde - „aber auch in diesem Punkt zeigt sich der Kirchenkreis Essen sehr kulant. Im Sommer wurden bereits Ausgleichszahlungen geleistet.“

Für die Gemeindeglieder, die in Ickten-Land leben, könnte die ganze Geschichte aber dennoch ein gutes Ende finden, denn es besteht die Möglichkeit, einen Antrag auf Umgemeindung zu stellen. Silke Althaus: „Und damit wären sie dann mit allen Rechten und Pflichten wieder bei der Kirchengemeinde Kettwig.“ Und von diesen Anträgen, die zum 1. Januar 2016 gültig würden, liegen bereits einige vor.

Über den Kettwiger Antrag auf Kirchenkreiswechsel wird die Synode in Mülheim am ersten Novemberwochenende entscheiden - mittlerweile kann mit einem positiven Ergebnis gerechnet werden.