Essen-Fischlaken. .
Sonntagmorgen. Sonne, blauer Himmel, bunter Blätterwald, Wiese, Feld und Pferdekoppel. Ein Gebiet für Spaziergänger, Wanderer, Radler und Reiter. Mittendrin ein Schandfleck – das ehemalige Kutel - das Kuh-Hotel-Gebäude am Overhammshof.
Verwaist, verdreckt, verkommen, vergammelt, von Unrat umgeben. Das Schloss der Metalltür vor den Räumen des ehemaligen Partyservice sieht aus wie ein Tresor, der mit einem Stemmeisen und brachialer Gewalt aufgebrochen wurde. Hineinzugehen ist unheimlich. Schutt und Asche, zertrümmerte Büro- und Fensterscheiben, teilweise mit Pappe abgedeckt, sind zu sehen. An Wochenenden soll hier eingebrochen und gehaust worden sein, erfährt man.
Die mit Draht umzäunte Hundewiese nebenan begeht das Ehepaar Michael und Heidrun Weegen mit ihren zwei Vierbeinern. „Die Politik hat hier einen Handlungsbedarf, um der weiteren Verwahrlosung des Hauses entgegenzuwirken“ meint der 58-Jährige. „Außerdem steht die Notwendigkeit der Einrichtung eines Flüchtlingsheimes außer Frage“ betont der Fischlaker. Heidrun Weegen war zuerst für den „Abriss des Baues und die Renaturierung des Geländes“, teilt jetzt aber die Auffassung ihres Mannes. Bemängelt jedoch, „dass die Unterkunft zu weit entfernt von Einkaufsmöglichkeiten liegt.“ Besser sei es, die Familien im zentraler gelegenen Heim an der Bernard-straße einzuquartieren.
Tierärztin Dr. Cornelia Teichgräber hat die ‘Hundwiese’ von der Stadt gepachtet: „Ich habe im Prinzip nichts gegen diese Einrichtung und befürworte soziale Kontakte zu den Menschen“.
Vor der Kutel-Ruine hält ein Motorroller. Er kurve überall rum und sei zufällig auch hier, erzählt der Fahrer aus Steele-Horst: „Ich bin total dagegen und habe überhaupt nichts dafür, wenn hier Ausländer wohnen“ sagt er mehrfach in eindringlicher Art, schickt Beispiele hinterher über Kosten und Schäden, die Ausländer verursachen, strafft den Kinngurt seines Helmes und dreht ab – seinen Namen mochte er nicht nennen. Zwei Hundehalterinnen aus Mettmann steigen aus dem Auto: „Uns ist egal, was daraus wird. Hauptsache, es geschieht nicht vor unserer Tür“.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Hammer Straße steht der Overhammshof von Georg Grotkamp, der Erfahrung im Umgang mit den Asylbewerbern hat, die vor Jahren dort lebten: „Wir hatten schon Vorbehalte und sahen Probleme auf uns zukommen. Doch später stellte sich heraus, dass alle Befürchtungen umsonst waren. Es wurden Kontakte gepflegt, und eine Familie aus dem Kosovo bezog später in Werden eine Wohnung“, sagt der Landwirt, der eine Pferdepension betreibt.
Und jetzt? Der 43-Jährige: „Es gibt kleine Bedenken, zumal es diesmal um Kurzaufenthalte von Menschen aus Kriegsgebieten geht, die auch unterschiedlichen Religionen angehören. Obendrein sehe ich es als Pflicht an, zusammen mit der Gemeinde den Verfolgten zu helfen.“ Nur dürften sie diesmal nicht wieder in Container gepfercht werden – dies käme einer menschenunwürdigen Ghettoisierung gleich.
Eine Mülheimer Reiterin, die gerade ihren Braunen von der Koppel über die Straße in den Stall führt, erklärt vehement: „Flüchtlinge sind eher willkommen als die Motorradfahrer, die über die Hammer Straße brettern - ohne Rücksicht auf jegliche Geschwindigkeitsbeschränkung.“