Essen-Werden. .
Helga und Dietmar Rudert beginnen die Feier ihrer Goldenen Hochzeit am kommenden Samstag um 12 Uhr in der Evangelischen Kirche an der Heckstraße - Prediger ist Irmenfried Mundt, ehemaliger Stadtsuperintendent von Essen. Das ist die Duplizität der Ereignisse: Nicht nur der Heirat von vor 50 Jahren wird gedacht, sondern an diesem Tag, dem 30. August 2014, fällt gleichzeitig der Startschuss für ein Projekt. Es trägt den Namen „Die Westseite … eine Mauer ruft um Hilfe“.
Das Ehepaar Rudert möchte an seinem Ehrentag nicht mit Geschenken bedacht werden. Wer ihnen zu diesem besonderen Anlass dennoch eine Freude bereiten möchte, den bittet es herzlich um eine Spende für die Sanierung der Mauer, die den Kirchpark vor dem Gotteshaus umgibt.
Ehepaar Rudert will keine Geschenke zur Goldhochzeit
Die Kosten liegen nach jüngsten Berechnungen - abzüglich der Eigenarbeit – zwischen 250 000 und 300 000 Euro. Zusätzlich zum Aufruf bei der Goldhochzeit wird per Antrag die Deutsche Stiftung Denkmal um finanzielle Unterstützung gebeten. Projektkoordinator Conrad Schlimm von der Evangelischen Kirchengemeinde: „Es sind immerhin 14 aufwändige Pfeiler und die eigentliche Mauer mit einer Länge von 53,35 Metern, einschließlich der Pfeiler, die unter denkmalgeschützten Aspekten möglichst nah an ihren Ursprungszustand gebracht werden sollen.“
Die Aktion ist eine Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde Werden, des Förderverein Evangelische Kirche und des Bürger- und Heimatverein Werden. Den Förderverein vertritt Vorsitzender Johannes von Geymüller, der die Stadt Essen in Denkmalfragen berät. Für den Bürger- und Heimatverein Werden engagiert sich bei diesem Vorhaben insbesondere Vorstandsmitglied Dietmar Rudert - er gehört der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Organisations-Komitee Essen, an.
„Wir hätten lange Zeit vorher mit der Instandsetzung anfangen müssen“ betont Schlimm. Bereits 1986, bei Beginn der Restaurierungsarbeiten an der 1900 eingeweihten Kirche, habe der Sandstein Risse, Aufspaltungen und mehlartige Auflösungen gezeigt. Eine Initiative der Essener Steinmetze zum Erhalt der Einfriedung des Kirchparks besteht seit damals, sagt Schlimm, „aber wir waren auch aus finanziellen Gründen gezwungen, die Prioritäten anders zu setzen“.
Aktuell musste an der Westseite an der Heckstraße im Bereich Kapellenhof ein Mauerwerk fast komplett abgetragen werden. Die gefährlichen Schäden sind auch auf das Wurzelwerk der Bäume und Orkan Ela zurückzuführen. Alle Steine wurden zur Wiederverwendung sorgfältig gelagert. Die Tochter des verstorbenen Bauunternehmers Heyn, der auch die ehemalige Ritterburg und jetziges Haus Heck saniert hatte, hat das Archiv ihres Vaters aufgelöst und die Pläne aus der Entstehungszeit des „architektonischen Kleinods“ der Gemeinde übergeben. Sie sind weiterer Beleg dafür, hebt Schlimm hervor, dass der Mauererhalt ein öffentliches Anliegen ist. „Weil das Ensemble aus Kirche, Kirchpark und Einfriedung das Stadtbild prägt“ ergänzt Johannes von Geymüller: „Deshalb die Unterstützung durch den Bürger- und Heimatverein.“
Türme haben die gleichen Höhe
Schon damals haben sich die Werdener im Interesse des Stadtbildes um den Kirchenbau gekümmert. Architekt war Eduard Senz (1862-1912). Er restaurierte zuvor die Abteikirche. Großen Wert legte der gebürtige Berliner auf ein einheitliches Stadtbild in Werden. Aus diesem Grunde sollen der Turm der Basilika und der Evangelischen Kirche die gleiche Höhe haben.