Essen-Kettwig. .

Eines der Jahre zwischen zwei Weltkriegen. 1932. Deutschland hat sechs Millionen Arbeitslose, die politischen Verhältnisse sind denkbar instabil. Auch in Kettwig sind in diesen unruhigen Zeiten viele Menschen ohne Arbeit.

Auch der Buchhalter Heinz Rahmann findet keine Beschäftigung. Nichtstun ist scheinbar nicht sein Ding, und so beschließt der damals 27-Jährige, ein ‘Adreßbuch der Stadt Kettwig’ zu veröffentlichen. Amtliche Unterlagen dienen ihm und dem Handlungsgehilfen Walter Hilbrig als Grundlage. Und gemeinsam machen sie sich an die mühevolle Kleinarbeit...

Die Zuneigung zu Kettwig hat Heinz Rahmann wohl an die nächste Generation weitergegeben. Sein Sohn Armin ist nicht nur Kettwigs Nachtwächter, sondern er beschäftigt sich in vielen Funktionen mit der Historie des Stadtteils. „Das ‘Adreßbuch’ habe ich nach dem Tod meines Vaters 1979 in dessen Nachlass gefunden.“ Und es seitdem sorgsam gehütet. Das Original, das bei Flothmann gedruckt wurde, wird er sicherlich den Museumsfreunden Kettwig zur Verfügung stellen. Es ist für jeden, der an der Vergangenheit der ehemaligen Gartenstadt interessiert ist, ein Quell an Informationen. Denn in den 1930er Jahren nahm man es mit dem Datenschutz noch nicht so genau. Und so findet man nach dem Straßenverzeichnis und einem Stadtplan nicht nur ein alphabetisch geordnetes Namensverzeichnis, sondern dazu auch immer den erlernten Beruf oder die gerade ausgeübte Tätigkeit.

Nicht minder spannend: ein Straßenverzeichnis mit dem Zusatz ‘Die Zeile E unter den Hausnummern gibt den Hauseigentümer an’.

Ein Beispiel gefällig? So lebten im Haus Gartenstraße 8 die Verkäuferin Martha Batz mit ihrem Ehemann Otto, der Fabrikmeister war, die Witwe Emmi Gallep (ohne Gewerbe), Alwine und Julius Hermanns (Anstreichermeister), der Schmied Josef Meyer und der Metallarbeiter Karl Nies. Und wenn man unter dem Buchstaben’E’ nachschaut - das Haus gehörte Anstreichermeister Julius Hermanns.

Eine wahre Fundgrube sind auch die Anzeigen, die damals wie heute solch eine Unternehmung finanzieren halfen. Und auf vielen der Seiten sind Aufrufe des Handels an die Kettwiger gerichtet - und auch diese scheinen zeitlos zu sein: ‘Wer am Orte kauft, stärkt den bedrohten Mittelstand’, Sie sparen Fahrgeld, Zeit und Ärger, wenn Sie am Ort kaufen!’, ‘Wer kritisch prüft, kauft am Ort - gute Bedienung schafft Vertrauen’.