Essen-Werden. .
Die Lerchen zwitschern, die Schwalben fliegen flink wie immer hoch oben, die Kohlweißlinge berühren die roten Mohnblumen, wir sind an der frischen Luft, die Aussicht ist gut, sie geht über den Baldeneysee nach Heisingen und Kupferdreh bis zum Langenberger Sendemast. Wir sind auf dem Mittelhammshof an der Margrefstraße.
Stadtkinder bestaunen einen Regenwurm in der Hand, sehen, wie sich eine Raupe fortbewegt. Manche Erwachsene haben sich einen Stuhl mitgebracht, pausieren, trinken Kaffee, essen ein Butterbrot. Ein kleines Paradies? Fast. Zumindest ein dezenter Hauch davon ist zu verspüren.
Mehr als 100 Hobby-Bauern
Wir sind aber nicht im Land, in dem Milch und Honig fließt. Hier muss gearbeitet werden. Dafür darf man auch zu gegebener Zeit ernten: Gemüse. „Gemüse selber ernten“ unter diesem markengeschützten Namen hat der promovierte Landwirt und Bio-Anbauer Günter Maas als erster in Nordrhein-Westfalen Parzellen an Hobby-Bauern vergeben. Mehr als Hundert sind es, die eine Fläche von 30 mal 4 Meter haben. Einer dieser Hobbybauern ist Eckard Quast, der schon seit zwölf Jahren mitmacht. „Wir kaufen uns das ganze Jahr über kein Gemüse - und wir ernten mehr als erforderlich und wissen, woher es kommt“ schwärmt der Heidhauser.
80 bis 100 Pfund wohlschmeckender Kartoffeln bringt er seiner Frau Beatrix jährlich vom Feld mit in die Küche. Beide essen unter anderem gerne dicke Bohnen mit Bratwurst und Kartoffelsalat.
Sein Gemüsefeld bietet Erbsen, Möhren, Weiß- und Rotkohl, Kohlrabi, Sellerie, Porree, Salate, Zwiebeln, Kürbis, Fenchel, Zucchini und anderes. Jeweils von erlesener Größe und Geschmack. „Weil auf dem Lehm- und Lößboden alles ohne Kunstdünger und sonstige chemische Zusätze wächst“ - worauf Quast Wert legt.
Er fährt in der Wachstumsphase wöchentlich zwei bis drei Mal zu seinem Feld. „Die Leute hier haben ganz einfach Spaß daran, ihr Feld zu hegen, zu pflegen, es zu jäten, zu harken und beispielsweise ein kleines Metallgitter aufzustellen, an dem sich die Erbsen empor ranken. „Das ist die Handarbeit, die meine Kolleginnen und Kollegen verrichten“ erläutert Günter Maas das Prinzip der Arbeitsteilung auf dem Feld zwischen Landwirt und Nutzer, die er liebevoll als kleine Bauern bezeichnet. „Ich selber leiste die Maschinenarbeit, bestelle den Acker und säe das Gemüse.“
Wenn eine Gemüsesorte geerntet ist, kann jeder Parzellen-Inhaber sein bevorzugtes Gemüse neu pflanzen, die Setzlinge dazu gibt es auf dem Hof zu kaufen. Ein Teil der Parzelle steht zur freien Verfügung, so dass das jeder dort nach eigenem Gutdünken wirtschaftet. Der 51-jährige Günter Maas schätzt seine zufriedenen Kunden und freut sich, wenn ein erfahrener Kleinbauer sein Wissen an Neuankömmlinge weitergibt.
Er verkauft unter dem geschützten Markenzeichen „Bioland“ auch Produkte aus ökologischem Landbau direkt vom Erzeuger. Im nächsten Jahr wechselt die Fläche von Eckard Quast auf die andere Seite, dorthin, wo jetzt Getreide wächst. „Das muss alle paar Jahre sein“ sagt Maas, „das tut dem Boden, den Pflanzen und der Ernte gut.“