Essen-Werden. Draußen zog das Gewitter endlich weiter, vor dem Nils und seine Mutter Christiane ins Trockene geflohen waren. Langsam konnten die zwei wieder los laufen.
Nils Friedrich ist Schüler, zwölf Jahre alt. In seiner Freizeit hat er ein außergewöhnliches Hobby: Zusammen mit seiner Mutter Christiane pilgert er. Das Unwetter hatte beide auf einer ihrer ersten Etappen überrascht. „Wir standen mitten auf einem Feld, als es plötzlich anfing zu blitzen und zu donnern – aber zum Glück haben wir dann diese kleine Kapelle gefunden“, berichtet Nils. Nach diesem Umweg und einem kurzen Halt in der Kirche konnten die zwei schließlich weiter pilgern.
Die erste Tour führte nach Ratingen
Mittlerweile sind sie so schon 135 Kilometer auf dem Jakobsweg gelaufen. „Ursprünglich war das Pilgern meine Idee“, erklärt Christiane Friedrich. Doch als sie im Frühjahr 2013 die erste Etappe plante, wollte Nils auch mit – gefallen hat es ihm aber nicht von Anfang an.
Damals führte die erste Tour Nils und Christiane Friedrich von Werden bis nach Ratingen. Auf der fast 20 Kilometer langen Strecke hatte Nils dann einen ersten Tiefpunkt: „Er konnte nicht mehr und wollte umkehren – was aber nicht ging“, erzählt seine Mutter. Dieses Erlebnis sei für ihn dann ein Schlüsselmoment gewesen, an dem er gemerkt habe, dass es auch in schwierigen Situationen weiter geht. Nachdem er diese Erfahrung gemacht hatte, war er begeistert vom Pilgern. Nils ist in seiner Freizeit zwar auch Messdiener; das Pilgern hat für ihn aber nicht nur religiöse Gründe: „Es geht um das generelle Erlebnis beim Wandern – das Unerwartete und Spannende“, sagt er. Auf einer der letzten Etappen kam ihm dann schließlich die Idee, das Pilgern auch mit einer guten Sache zu Verbinden: „Am Aachener Hauptbahnhof sah er ein Schild von ‘Save The Children’“, sagt seine Mutter. Diese Organisation kümmert sich weltweit um die Rechte von Kindern. Nils war begeistert und überlegte sich, wie er dieses Projekt unterstützen könnte. Dann kam ihm die Idee eines Spendenlaufs – für jeden Kilometer, den er auf dem Jakobsweg läuft, können Freiwillige nun spenden. „Bei ‘Save The Children’ hat man sich tierisch gefreut, als wir ihnen von dem Vorhaben berichtet haben“, erzählt Christiane Friedrich.
Nils hat eine eigene Homepage
Wo es nur geht, versucht Nils nun Spender für sein Projekt zu finden: als Mitglied der FreiwilligenFeuerwehr und im Tischtennis-Verein hat er schon vielen von seinem Vorhaben berichten können. Eine eigene Homepage hat Nils auch schon – auf www.nils-pilgert.de können sich Interessierte über den aktuellen Stand des Projekts informieren. Wer ihn dabei unterstützen möchte, hat zwei Möglichkeiten, um zu spenden: entweder einen kleinen Betrag für jeden zurückgelegten Kilometer oder eine von Anfang an festgelegter Summe. Alle Spenden gehen komplett an ‘Save The Children’.
Der gesamte Lauf findet in den Osterferien statt, am 12. April geht es los. Christiane Friedrich betont dabei, dass Nils alles von sich aus macht und sie ihn zu nichts zwingt: „Ich habe ihn im Vorfeld mehrmals gefragt, ob es das wirklich möchte – und er ist davon komplett überzeugt“. Die genaue Route für den Spendenlauf steht mittlerweile auch fest: An insgesamt sieben Tagen soll es von Aachen bis nach Huy in Belgien gehen – 107 Kilometer liegen vor Nils und seiner Mutter. Unterwegs werden die zwei in Unterkünften für Pilger übernachten, einmal sogar in einem Kloster. Ganz bewusst verzichten sie während ihrer Tour darauf, sich für viel Geld Zimmer zu mieten – das passe einfach nicht zum Pilgern, finden die zwei. Bevor sie allerdings mit der ersten Etappe beginnen, wollen sie noch den einen oder anderen Probelauf mit vollem Rucksack machen – „sonst schaffen wir die 107 Kilometer nachher nicht“, sagt Christiane Friedrich und muss lachen.