Essen-Werden. Für die rund 120 Händler, die den Stoff- und Tuchmarkt auf dem Hof des Werdener Gymnasiums bestückten, war es sicherlich ein guter Tag. Und auch die Gastronomen und Cafébesitzer in der Altstadt konnten sich nach dem Kassensturz am Abend wahrscheinlich nicht beklagen.
Allein die meisten Einzelhändler der Abteistadt hatten von diesem sonnigen Sonntag herzlich wenig, denn ihre Türen mussten geschlossen bleiben. Dem novellierten Ladenschlussgesetz in NRW, das die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage drastisch einschränkt, war dieser schon traditionelle Shoppingtag zum Opfer gefallen.
Das soll eine Ausnahme bleiben
Stoff- und Tuchmarkt ohne Verkaufsoffenen Sonntag? Das soll unbedingt eine Ausnahme bleiben, findet nicht nur Rolf Sachtleben. Der Geschäftsführer des Werdener Werberings konnte zwar zufrieden sein - mit dem Wetter, dem Besucheransturm -, aber die Geschäftsleute des Stadtteils gingen halt leer aus. Dabei lässt die Neuregelung eine Ausnahme zu: Ausschließlich vor den Geschäften durfte verkauft werden - und auch nur ein Angebot, das in die gleiche Kategorie passt wie die Dinge, die es eh schon auf dem Tuchmarkt zu kaufen gibt. Also flatterten vor einigen Boutiquen unzählige Schals im Wind - viel mehr gab es für den Handel an diesem Tag allerdings nicht zu holen.
Rolf Sachtleben: „Natürlich bin ich von vielen Menschen im Dorf gefragt worden, warum die Geschäfte nicht geöffnet sind. Das war sicherlich schade. Aber ansonsten sind wir rundherum zufrieden.“ Immer mehr Radtouristen besuchen die Veranstaltungen des Stadtteils an der Ruhr - „so viele wie dieses Mal waren es noch nie - und das wird sich sicherlich auch noch steigern“, sagt er.
Damit die Werdener, die übrigens als einziger Essener Stadtteil unter der Neuregelung leiden mussten und einen verkaufsoffenen Sonntag verloren, 2015 ihre Ansprüche auch durchsetzen können, laufen bereits die Vorgespräche. „Wir sprechen uns mit Vertretern anderer Stadtteilen ab und versuchen, gemeinsame Termine zu finden. Der verkaufsoffene Sonntag zu solch einem Anlass muss einfach sein.“
Dieser Meinung ist auch Werbering-Vorsitzender Andreas Göbel: „Ich kann dem Ergebnis der Gespräche, die am 6. Juni stattfinden, natürlich nicht vorgreifen. Aber aller Voraussicht nach wird es im kommenden Jahr wieder die Kombination Tuchmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag geben.“ So wie es derzeit aussähe, hätten noch andere Stadtteile vor, zum Wunschtermin der Werdener eine Veranstaltung durchzuführen - dann könne man gemeinsame Sache machen.
Die „Sparversion“ in diesem Jahr brachte zumindest den Einzelhändlern, die ihr adäquates Angebot vor der Tür verkauften durften, einen guten Umsatz.