Essen-Kettwig. Wenn sich Leslie Morgan in ihrer Kneipe umschaut, sieht man ihr den Abschiedsschmerz an. Nach fünf Jahren wird sie das „lulu“ an der Ruhrstraße schließen. „Die Einrichtung ist schön, und auch die Größe war perfekt. Leider hat es sich einfach nicht gerechnet.“

Als die Amerikanerin vor mehr als acht Jahren nach Kettwig zog, fehlte ihr eine Kneipe, in der sie sich in gemütlicher Atmosphäre mit ihren Freundinnen treffen konnte. „Irgendwann habe ich gedacht: Dann mache ich es eben selbst“, erinnert sich Morgan. Sie wusste, was sie für ihre Kneipe wollte: Guten Wein, Rauchverbot und ein kleines Kulturprogramm.

Diese Wünsche hat sie sich erfüllt. Das „lulu“ war ein stimmiges Gesamtkunstwerk. Geschmackvoll eingerichtet und der einzige Ort in Kettwig, wo regelmäßig Live-Musik gespielt wurde. Zum Programm gehörten Quiz- und Comedy-Abende – manchmal auf Deutsch, manchmal auf Englisch. „Die englischen Sachen liefen komischerweise besser als die deutschen. Da kamen viele Muttersprachler aus der Umgebung.“ Die müssen bald ohne ihre Stammkneipe auskommen. „Es reicht einfach nicht, wenn die Gäste nur sehr gelegentlich vorbeischauen.“

Einerseits ist Leslie Morgan erleichtert, die Belastung los zu sein, denn „richtig gut ist es eigentlich nie gelaufen“. Aber sie hatte auch viele schöne Erlebnisse. Besonders die Konzerte werden ihr in Erinnerung bleiben. Eine Bühne im klassischen Sinne gab es im „lulu“ nie – Morgan räumte in einer Ecke der Kneipe einfach Tische und Stühle weg, und alle rückten ein bisschen zusammen. „Es ist wirklich etwas Besonderes, solche Abende in kleiner Runde mit vielleicht 30 Anderen zu teilen.“ Auch die Partys, zum Beispiel an Halloween, hätten immer viel Spaß gemacht.

Trotz des ambitionierten Konzepts war das „lulu“ oft nicht voll genug. „In so einer kleinen Kneipe ist es schwer, die Kosten rauszukriegen. Miete, Strom und Getränke sind sehr teuer“, resümiert Morgan. Über die Jahre habe sich die Kneipe „gerade so“ getragen. Aber komplett davon leben konnte Morgan nicht. Als Freiberuflerin musste die Musikerin Geld dazu verdienen. Jetzt läuft der Mietvertrag aus.

Von der Gastronomie hat Morgan erst einmal genug. „Es geht ja nicht nur mir so. Andere kleine Cafés und Kneipen in der Umgebung haben dieselben Probleme. Ich glaube, dass die Leute einfach nicht mehr so viel Geld haben wie früher. Außerdem halten Fernseher und Internet viele zu Hause.“ Die Gäste, die kamen, seien dafür immer sehr nett gewesen. „Viele davon sind heute meine Freunde.“

Morgan hat ihre Kneipe immer liebevoll geführt, und so soll es nun auch zu Ende gehen. Viele der Möbel, zum Beispiel die Holztische, Goldspiegel und sogar die Klobrille hat sie schon bei einer kleinen Auktion versteigert.