Essen-Kettwig. Noch gestern steckte ihre rechte Hand in einem dicken Verband. Beim Abschütten hatte sich Bianca Walter mit Kartoffelwasser verbrüht. Schlecht für eine Konditorin, Geschäftsfrau, Basketballspielerin, Basketballschiedsrichterin, Gardetänzerin und Karnevalsnärrin aus Leidenschaft. Doch die 36-Jährige winkt ab und lacht. In der Backstube hat sie Hilfe, und alles andere hat Pause. Wegen Karneval.

Heute ist sie in Ratingen. Zum ersten Mal seit Jahren. Mittendrin in der Weiberfastnacht. „Ich mag Karneval, weil alle zusammen feiern können - egal welche Farben sie tragen“, sagt sie. Ihre Mutter Ingeborg war übrigens Kettwigs letzte Karnevalsprinzessin, und Bianca hat das Narren-Gen eindeutig geerbt. Seit 1984 ist sie aktiv dabei, bei der KG Fidelio. Tanzte in der Kindergarde und schon als Zwölfjährige in der Showgarde. An ihren ersten Auftritt kann sie sich noch gut erinnern. „Das war auf einem Straßenfest in der Alten Fähre.“ Auch heute noch ist sie dabei, steht regelmäßig auf der Bühne. Beim Showtanz, beim Gardetanz. Am Samstag in Tiefenbroich, am Sonntag beim Zug in Kettwig, am Montag in Ratingen.

Ratingen... Bianca Walter hat auf die Frage nach ihrem größten Wunsch ziemlich schnell eine Antwort parat. „Einmal möchte ich in Ratingen Karnevalsprinzessin sein.“ Aber das koste eine Menge Geld. Doch Träume soll man ja nie aufgeben.

Konditorin. Ist das auch ein Traum? Zumindest ein Traumberuf? Irgendwie schon, sagt sie. Im Café Sprenger in Stadtwald hat sie ihre Ausbildung gemacht - vor acht Jahren dann der Schritt in die Selbstständigkeit. Mutig und äußerst erfolgreich. Ihre Mutter kümmert sich um den Schreibkram und hilft hinter der Theke, ein Nachbar ist Steuerberater.

Und die Sache mit dem Backen beherrscht Bianca Walter nun wirklich. Findet übrigens auch die Redaktion der WDR-Lokalzeit. In der Sendung „Backduell“ tritt ein Profi gegen einen Lokalzeitzuschauer an. Die Kettwigerin wirkte so gut und entspannt vor laufender Kamera, dass sie jetzt erst einmal für 15 Folgen gebucht ist. Gedreht wird übrigens immer sonntags. In zwei bis drei Stunden ist eine Folge im Kasten. Und kurz nachdem sie ausgestrahlt wurde, „rufen die Leute im Laden an und fragen, ab wann sie den Kuchen bei mir kaufen können“, sagt die Konditorin und lacht.

Basketball ist bei einer Längevon 1,85 Meter eine gute Wahl

Doch sie kocht und backt nicht nur gut, tanzt in der Garde und steht vor der Kamera, sondern sie spielt auch Basketball. Bei einer Länge von 1,85 Meter eine gute Wahl. Es begann in einer Schul-AG am Theodor-Heuss-Gymnasium. Mit 18 machte sie gleich den Schiedsrichterschein, „weil ich bei allem, was ich mache, auch genau wissen will, wie es funktioniert“. Sie spielte in der Oberliga und, seit die Zeit knapper ist, bei Adler Frintrop in der Kreisliga. Und dann pfeift sie auch noch. Regelkundig und fair - und auch dort geht es mit ihrem Lächeln ein Stück besser.

Übrigens: Für den Verband um die verbrühte Hand hat sie sich auch eine närrische Verkleidung überlegt. Als Prinzessin mit Schmollmund und Krone aus Alufolie? Oder lieber mit einem Tirolerhut? Sollte sie den Verband heute noch tragen müssen.

Für Bianca Walter ist das Glas eben gern halbvoll statt halbleer.