Essen-Werden. Dombaumeister ehrenhalber - so könnte man ihn jetzt nennen. Peter Bluhm, der den Werdener Dom – so wird die Basilika St. Ludgerus von den meisten Werdenern liebevoll genannt – mit Legosteinen maßstabsgerecht nachgebaut hat. Wie viele Steine er dafür verwendet hat, kann er nicht sagen, „aber es sind mehrere Tausend.“

Viele der Steinchen kann man von außen gar nicht sehen, weil sie im Inneren, im Mittelschiff, die gesamte Konstruktion stabilisieren. Die Nachbildung ist 1,25 Meter lang, einen halben Meter breit und 0,81 Meter hoch. Auf beiden Türmen steht ein Doppelkreuz, wie in der Realität. Das gesamte Baumaterial wiegt 30 Kilogramm.

Die Steine wurden von seiner Ehefrau Liane vorsortiert, im Laden gekauft und teilweise auch beim dänischen Hersteller direkt per Internet bestellt. „Wenn wir von den Auswärtsspielen von Rot-Weiß-Essen nach Hause kommen und den Bredeneyer Berg herunter fahren, sagt Peter immer, hier ist meine Heimat, hier sind wir zu Hause“, erzählt Liane Bluhm. Und der sagt: „Ich bin in der Nähe des Domes aufgewachsen und habe schon als Sechsjähriger versucht, ihn mit den kleinen Steinchen zu rekonstruieren. Ich bin dort zur Kommunion gegangen und später mit Freunden an einem Außengerüst 70 Meter am Dom hochgeklettert. Es war ein Dummer-Jungen-Streich, die Polizei hat uns wieder heruntergeholt.“

Manche Arbeitstage warenzwölf Stunden lang

Die Idee hatte 54-Jährige Kfz-Mechaniker 2011. Und er überlegte, wie man solch Projekt wohl am besten umsetzten kann. 2012 begann er dann - mit kleinen Unterbrechungen dauerte es zwei Jahre. Mal waren es fünf Stunden am Tag, mal acht oder in Ausnahmefällen auch zwölf Stunden Arbeit. Und die Kosten? „Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich ins Überlegen gekommen“, gesteht der Werdener. Es sind mehr als 2500 Euro geworden - es wurde von Zeit zu Zeit immer mehr. Angefangen hat er mit gebrauchten Lego-Steinen. „Aber die waren zu verformt, abgenutzt und waren für meinen Plan untauglich.“ Die Vorlage für den maßstabsgerechten Nachbau bekam er von der Technischen Universität Berlin, ein befreundeter Architekt hatte sie ihm besorgt. Für die grüne Außenfläche um den Dom wurden alleine 1500 Steine gebraucht. Beim Dach der Krypta haben ihm Freunde geholfen, die es aus Pappe gefertigt und kupferfarben angestrichen. „Alles ist natürlich nicht so perfekt hingekommen, wie ich es mir vorstellte“, sagt Peter Bluhm. „Ein Löwe am Portal fehlt. Und manchen Stein habe ich nicht in der richtigen Farbe und Abmessung bekommen. Aber wichtig ist mir der Gesamteindruck und der Wiedererkennungswert.“ Fein nachgebaut sind die kleinen Fenster an der Vorderfront. Der Wiedererkennungswert ist allemal gegeben: Das erkannten Liane und Peter Bluhm, die in der Leinwebergasse wohnen und deren Blick auf den Dom jetzt durch die neue Bibliothek versperrt ist, an der Zahl der Spaziergänger, die zum Fenster hoch blickten, in dem das Kunstwerk zunächst stand.

Jetzt steht es auf dem Tisch im Wohnzimmer, der lange Zeit raumgreifender Arbeitsplatz vom „Dombaumeister“ war und der Liane Bluhm mitunter schon störte.

Bald bekommt die Basilika einen anderen Platz. In den Dom-stuben soll sie ausgestellt und mit wichtigen Informationen versehen werden. Dann ist wieder Freiraum im Wohnzimmer, in dessen Ecke die Vitrine mit den Auto-Modellen steht und wo an der Wand die Fortbildungs-Diplome hängen.

Was Peter Bluhm als nächstes Objekt macht? „Es wird was aus Werden werden“ sagt er und lächelt verschmitzt und denkt dabei vielleicht an das Rathaus der Ludgerusstadt.