Werner Katz wird in diesem Jahr 85 - und so alt wird auch die 1. Große Karnevalsgesellschaft Völl Freud. Dort ist er seit 75 Jahren Mitglied, war 50 Jahre lang Präsident.
Essen-Werden. Was will man über einen berichten, zu dessen Lebzeit schon alles geschrieben, gesagt und geredet worden ist? Dem das Bundesverdienst-Kreuz und der Essener Bürgertaler für langjährige Verdienste für die Pflege karnevalistischen Brauchtums vom Rat der Stadt Essen verliehen wurde ist?
Wir sitzen im Zimmer, wo Werner Katz seine Materialien hat, mit denen er Motive für den Karnevalswagen und Orden zeichnet. An den Wänden hängen Familien- und Karnevals-Fotos. „An Gott kommt niemand vorbei“, hieß es auf einem Kirchenplakat anlässlich des Evangelischen Kirchentages vor langer Zeit im Revier. „Außer Stan Libuda“, kritzelte ein Witzbold darunter. Aber auch der begnadete Ex-Schalker Außenstürmer und Dribbelkünstler käme an Werner Katz nicht vorbei, was die fünfte Jahreszeit angeht.
„Schon mit der Geburt habe ich Karnevalsluft eingeatmet“, erzählt er auch von seinem Vater Gerhard, der zu diesem Zeitpunkt die Vorstandssitzung des Katholischen Arbeiter-Bundes leitete, aus der die 1929 gegründete „Große Karnevals-Gesellschaft Völl Freud“ hervorging. Mit 10 Jahren habe er mit seinem Vater schon einen Rosenmontagswagen gebaut. „Weil ich Kommunion-Kind war, durfte ich aber nicht kostümiert dabei sein“, lautete damals die Regel. „Doch Regeln sind da, um sie zu umgehen“, sagt er, der, der öfter trickreich agierte. Er kleidete sich zivil und begleitete den Rosenmontagszug mit der Wagen-Nummer, die er vor sich her trug.
Wer Werner Katz im Haus an der Bedastraße besucht, den lässt er nicht so leicht wieder los, sondern erzählt von der Vergangenheit des Werdener Karnevals und singt Karnevalslieder.
Die ganze Familie ist jeck
Hedwig und Werner Katz haben drei Kinder, fünf Enkel- und Urenkel-Kinder, darunter ein Junge. Man hüte sich vor Absolutismen, aber fast alle sind in der Narretei eingebunden. Werner Katz ist jetzt 75 Jahre im Verein. So Gott will, wird er im Oktober dieses Jahres 85 Jahre alt. Und genauso alt – ein höchstmögliches Maß an Identifikation mit seiner KG – wird Völl Freud. Das Jubiläum wird natürlich gefeiert. Werner Katz, 1954 bis 2004 Präsident des Vereins, hat diesen zu einem der renommiertesten Karnevalsvereine in weiter Umgebung katapultiert.
Völl Freud feiert am 16. Februar das von ihr gestellte Kinder-Prinzenpaar der Stadt Essen, Fee und Nico I., im Heidhauser Jona-Gemeinde-Saal. Am 22. Februar startet die Gala-Prunk-Sitzung im Hespertal bei Kruse. Zwei neue Ehrensenatoren werden gekürt. Wer es sein wird, darf nicht verraten werden. Aber soviel schon jetzt: Es wird eine angesehene und bekannte Bürgerin aus Kettwig sein und ein Rüttenscheider Apotheker und Politiker.
Jubiläumsempfang
Am Tag nach der Gala-Sitzung findet der Jubiläumsempfang zum 85. statt, ebenfalls bei Kruse. Werner Katz wartet dort mit einer Foto-Ausstellung und der Präsentation der Vereinschroniken auf. Am 3. März nimmt Völl Freud selbstverständlich am Rosenmontagszug in Essen und Kupferdreh teil. Auf dem Wagen dabei sein werden auch erstmalig neue und schon bekannte Ehrensenatoren. Das Motiv des Wagens stammt natürlich – von wem anders – vom Werdener Urgestein und dem Nestor des Essener Karnevals, der auch schon Mitglied im Festkomitee des Essener Karnevals war – Werner Katz.
Das Amt blieb in der Familie
Sein Amt als Vorsitzender und Präsident hat der ideenreiche Karnevalist, der auch eine CD mit Liedern der ganz besonderen Jahreszeit herausgegeben hat, in jüngere Hände gegeben.
Seine Tochter Sigrid übernahm das Amt der Vorsitzenden, seine Enkelin Astrid folgte ihm dann als Präsidentin nach. Auf der Gala-Sitzung zum 75. Jubiläum wurde Werner Katz zum Ehrenpräsidenten ernannt. Selbstverständlich.