Essen-Freisenbruch. . Die uralte Tradition hat auch in Freisenbruch lange Tradition. Am Karnevalssonntag wird’s der Holzgans am Reitplatz an der Alleestraße wieder an den Plastikkragen gehen

Gänsereiten, diese uralte Tradition, deren Anfänge bis ins 16. Jahrhundert oder noch viel weiter zurückreichen. Was bekannt ist: Irgendwann zwischen 1556 und 1598 schwappten die spanisch-niederländischen Erbfolgekriege bis an den Niederrhein und ins heutige Ruhrgebiet – und mit ihnen auch zunächst eher ungewöhnlich anmutende Bräuche und Reiterspiele der stolzen Spanier. Der Stierkampf hat sich hierzulande nie durchgesetzt, das Gänsereiten aber, das „Vorspiel“ sozusagen, wurde von den Bauernburschen und Handwerkern übernommen. Natürlich in Wattenscheid, der heutigen Hochburg, aber auch nebenan im beschaulichen Freisenbruch, wo es ebenfalls längst seinen Platz gefunden hat.

Eines freundlichen Oktobertages im Jahr 1926 gründeten sieben wild entschlossene Kerle den Gänsereiterclub Freisenbruch. Bernhard Köhne, Wilhelm Möller, Paul und Hugo Stimpel, Anton Herrig, Wilhelm Baumeister und Heinrich Josten. Alle lange tot, ihre Namen jedoch sind alles andere als verblasst, haben im Verein nach wie vor einen guten Klang.

Vieles, das sich änderte im Laufe der Zeit, auch wenn das Gänsereiten stets eine in der Karnevalszeit angedockte Männerdomäne blieb. Wie andere Vereine leiden auch die Freisenbrucher ganz massiv unter Nachwuchsproblemen, 34 Männer nur noch, die den Verein ausmachen. Ein Grund, warum der Rosenmontagszug bereits vor Jahren eingestellt wurde. Ein anderer: Das Unglück bei der Love Parade 2010 in Duisburg. Seitdem sind die Sicherheitsvorgaben für Veranstaltungen jedweder Art erheblich erhöht worden, was natürlich gut und richtig ist, für viele Vereine aber auch nicht mehr zu stemmen.

Das Gänsereiten selbst aber blieb – und wird entgegen anders lautender Gerüchte auch in diesem Jahr stattfinden. „Unser Verein war immer stark“, freut sich Gerd Zils, der aktuelle Vorsitzende, bereits heute „wie Bolle“ auf den 2. März, den Sonntag vor Rosenmontag.

Der Plan steht, auch wenn der König erst wieder im kommenden Jahr ausgeritten wird und es diesmal „nur“ um den Pokal geht. Immerhin: Sechs Aspiranten werfen ihren Hut in den Ring und wollen der Gans an den Kragen. Seit einigen Jahren und anders als in Wattenscheid übrigens einer Holzgans mit Kunststoffhals. Zils: „Wir gehören zum Regierungsbezirk Düsseldorf, die Wattenscheider zum Regierungsbezirk Arnsberg. Da gibt es seit einigen Jahren unterschiedliche Vorgaben.“ Der 63-Jährige, nach drei Königstiteln einer der wenigen Kaiser im Verein, nimmt’s gelassen. „Hauptsache, das Gänsereiten steigt überhaupt.“

Am 2. März also wird es auf dem Reitplatz an der Alleestraße zur Sache gehen. Mit dabei, wenn auch als Zuschauer: König Dennis I. Betzold, der amtierende Kaiser Hans-Walter Röpke, Alterspräsident Norbert Budde, Hugo und Ehrenpräsident Herbert Stimpel, Söhne eines der Gründungsmitglieder, und natürlich Rittmeister Karl-Heinz Krämer. Zils: „Einer muss den Anwärtern ja zeigen, wie man möglichst nicht vom Pferd fällt . . .“

Ablaufplan am 2. März: 11 Uhr, „Haus Sahrhage“ (Bochumer Landstr. 342). Von dort aus geht’s zum Reitplatz an der Alleestraße, wo gegen 13 Uhr zunächst der Kampf um die Adjutantengans beginnt. Um die „Königsgans“ geht’s dann gegen 14 Uhr. Plan B: Sollte das Wetter nicht mitspielen, steigt die Veranstaltung beim Reit- und Fahrverein Schulte-Bockholt (Am Schultenweg).