Essen-Kettwig. Am Montag beginnt der Ausverkauf, Ende Februar wird Marion Sulz ihren Uhren- und Schmuckladen in der Kirchfeldstraße endgültig schließen. „Am 6. März 2014 hätte ich Zehnjähriges feiern können“, sagt sie. Hätte. Wird sie aber nicht.

Die Liste der Gründe, die zu dieser Entscheidung führten, ist lang. Da wären die Einbrüche. Fünf an der Zahl. Jeweils im September, Oktober und November 2009 waren die Täter erfolgreich, ließen wertvolle Ware mitgehen. Im November 2012 warfen Unbekannte einen Kanaldeckel in eines der Schaufenster - das Sicherheitsglas hielt stand.

Kanaldeckel im Schaufenster

Und im Februar 2013 war der Versuch, mit einem Glasschneider an Schmuck und Uhren zu gelangen, ebenfalls nicht vom Erfolg gekrönt. „Aber wenn mitten in der Nacht die Sicherheitsfirma anruft, ist es für das Nervenkostüm nicht besonders gut“, sagt die 42-Jährige, die seit Jahren in Düsseldorf lebt.

Also fiel die Entscheidung gegen den Standort Kettwig. Ein Blick auf die Zahlen macht es Marion Sulz noch leichter. Ein Viertel weniger Umsatz von 2012 zu 2011, und auch in diesem Jahr sind es schon 23 Prozent weniger als 2012... „Ich muss von meinem Laden leben. Ich habe keine reichen Eltern im Rücken.“ Eigentlich wollte sie im September, bevor das stressige Weihnachtsgeschäft beginnt, eine Woche Urlaub machen. Doch dazu fehlte einfach das Geld. „Und das kann es doch nicht sein.“

Also - Standortwechsel. An ihrem Wohnort Düsseldorf würde sie gern einen kleinen Laden eröffnen. Vielleicht in Pempelfort, vielleicht auch in Dehrendorf oder in Flingern. „Doch dazu brauche ich das Startkapital, denn die Banken sind nicht wirklich zugänglich.“ Marion Sulz hofft jetzt, dass der Ausverkauf wenigstens gut läuft, damit sie ihre Zukunft planen kann. „Träume habe ich viele. Vielleicht wird es ja doch nicht mehr die Schmuckbranche. Ich koche gern und gut. Ich mag gutes Essen, gute Weine. Einfach alles, was Genuss bringt. Vielleicht ist das ja eine Option. Oder die Immobilienbranche...“. Sie lacht. Möglichkeiten gibt es viel, und „wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere.“

Mit dem Standort Kirchfeldstraße war sie eigentlich immer zufrieden - „der ist besser als sein Ruf“. Auch die Höhe der Miete ist in Ordnung. Aber die Zeiten ändern sich, denn „besonders die jungen Leute kaufen im Internet. Sie schauen sich die Ware im Geschäft an und shoppen dann bequem auf der Couch“.

Problematisch sei auch, dass „die großen Firmen Wahnsinnsauflagen haben. Die fordern einen Mindestumsatz, und man muss in großen Mengen den Schmuck oder die Uhren abnehmen“. Und das kann so ein kleines Geschäft einfach nicht stemmen.

Wenn im Februar alles vorbei sein wird, möchte sie sich gern eine Auszeit nehmen, endlich wieder Urlaub machen. Mal zwei, drei Wochen am Stück. Und am liebsten in Asien. „Dort sind die Menschen nett und das Essen gut. Und mein Akku ist einfach völlig leer.“

Vielleicht wird es dann doch wieder ein Schmuckgeschäft. Irgendwo in Düsseldorf. Mit Nischenprodukten, jungen Designern. Wie auch immer.