Essen-Kettwig. Hans Winking liebt und lebt die Musik. Er sitzt vor der hohen Bücherwand in seinem Elternhaus in der Heidhauser Brenscheidtstraße, gelegen in schon fast ländlicher Umgebung. Gekauft hat es 1921 sein Großvater August Hahn, der unter dem Pseudonym „Döres“ (waddisch für Theodor) Gedichte in waddisch Platt schrieb und vortrug. Hans Winking ist „sozusagen“ Nachlaßverwalter der im Regal liegenden Bände.
Zwei Gedichtbände mit den wichtigsten Werken seines Großvaters hat er zusammen mit dem verstorbenen Heidhauser Pfarrer Maßner herausgegeben.
Seine Mutter Martha war Gründungsmitglied des Fördervereins der Evangelischen Kirche Werden. Und sie hat ihn davon überzeugt, dass er dort mitarbeitet und nunmehr seit über zehn Jahren als Vorstandsmitglied mit Kantorin Sabine Hille für die Planung und Durchführung eines reichhaltigen und qualitätsvollen kirchenmusikalischen Programms verantwortlich ist. Das nächste Konzert findet am 30. November mit Werken von Georg Friedrich Händel statt.
Ein regelmäßiges Ereignis ist auch die im Frühsommer veranstaltete Werdener Orgelnacht mit einem breit gefächerten musikalischen Programm. Zudem wird jetzt schon an die musikalische Umrahmung des Abschiedsgottesdienstes von Superintendent Irmenfried Mundt gedacht, der im April 2014 in den Ruhestand geht.
Studiert hat Winking im Saarland
„Die Musik war in unserem Haus allgegenwärtig“, erinnert sich der heute 65-jährige Hans Winking. „Mein Großvater sang Tenor, meine Tante spielte Klavier, meine Mutter Geige und ständig wurde ich zu Konzerten in den alten Saalbau mitgenommen.“
Als Schüler trat der gebürtige Werdener dem Essener Jugendsinfonieorchester bei, das ihn „musikalisch sozialisierte“ und ihm „alle großen Werke“ nahe brachte. An der Universität und der Musikhochschule des Saarlandes studierte der Musik-Routinier Schulmusik, Kontrabass, Musikwissenschaft und Evangelische Theologie.
Erste berufliche Station nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent und Kontrabassist am saarländischen Staatstheater war 1977 die des Musikredakteurs beim Saarländischen Rundfunk, wo er Konzerte veranstaltete und übertrug. Hans Winking: „Das Radio und ich, das war eine Liebesheirat, ich bin dort ohne Vorbereitung und Volontariat eingestiegen.“
Gleichwohl habe er im Studium die Fächer Sprecherziehung und professionellen Gesang belegt, was ihm natürlich vor dem Mikrofon zugute kam. 1988 wechselte der Musikkenner mit der angenehmen Stimme vom Saarländischen Rundfunk, dem „kleinsten“ Landessender, zum „größten“, dem Westdeutschen Rundfunk in Köln. Dort war er zunächst für Kammermusik und für die Veranstaltung und Übertragung von Konzerten zuständig. Ab 1998 moderierte er morgens von neun bis zwölf Uhr als Redakteur, Autor und verantwortlicher Teamleiter das WDR 3-Klassikforum. Hier lernte der Heidhauser den „notorischen Klassik-Forum-Hörer“ Harald Schmidt kennen, der es selbst mehrfach moderierte und insbesondere bei den Sendungen zum 25jährigen Bestehen mitwirkte.
Nebentätigkeiten werden intensiviert
Seit dem 1. April ist der vielseitig beschäftige Hans Winking Pensionär und braucht nicht mehr täglich nach Köln ins Studio zu fahren. „Jetzt kann ich meine Nebentätigkeiten intensivieren“ sagt der Bartträger, auf dessen Vorschlag hin der „Mendelssohn-Saal“ im Gemeindehaus Haus Fuhr so benannt wurde. Im nächsten Jahr veröffentlicht der Kontrabass-, Harmonium- und Klavierspieler ein Buch über Brahms. Es enthält sieben Originalbriefe, die aus dem Nachlass der Familie Hendrik Witte stammen. Witte war erster Essener Musikdirektor.
Zudem arbeitet Winking weiterhin mit beim Klavierfestival Ruhr, das er jährlich moderiert und Programmhefte schreibt. „Das werde ich solange machen, wie mich der Intendant Franz Xaver Ohnesorg haben will.“
Sein weiteres Engagement gilt dem Bürgermeisterhaus, in dem er nicht nur musiziert. „Meine Lieblingsstadt ist Wien“ bekennt der 1948 geborene Musik-Allrounder. „Dahin fahre ich alle paar Monate.“ Er besucht in der österreichischen Landeshauptstadt einen guten Freund und ist dort Mitglied im professionellen Kammermusik-Ensemble Wien. „Wer Musik liebt und innig versteht, für den hat die Welt eine Dimension mehr.“ Dieser Satz aus einem Brief von Hermann Hesse passt zu Hans Winking.