Werden..
Selbsternannte Filmproduzenten gibt es im Zeitalter der günstigen Camcorder und Handykameras viele. Für Annika Ahrens (28) und Britt Launspach (25) ist das Filmen jedoch mehr als ein Hobby. Sie gehören zu einem fünfköpfigen Team, das sich ein großes Ziel gesetzt hat: Einen Kinofilm zu drehen. „Wir sind eine Gruppe gleichgesinnter Filmverrückter und arbeiten alle ohne Bezahlung“, erklärt Ahrens, die in Werden lebt. So sei bereits der Kurzfilm „A Damn Killer“ entstanden, der 2010 bei Independent-Filmfestivals in Hollywood und Paris mit Preisen ausgezeichnet wurde.
Vom Kurzfilm zur Spielfilmlänge
Der neue Streifen soll Spielfilmlänge haben und „Shanzo“ heißen. Die Dreharbeiten beginnen im Herbst in Berlin. Mit im Boot sitzen bekannte deutsche Schauspieler wie Udo Kier („Armageddon“), David Gant („Braveheart“) und Julia Dietze („Iron Sky“). „Bisher lief alles über Kontakte“, berichtet Launspach, die wie Ahrens an der Universität Duisburg-Essen Literatur und Medienpraxis studiert. „Ein Bekannter von uns ist ein Freund von Julia Dietze. Ihr gefiel die starke weibliche Hauptrolle so gut, dass sie sofort zugesagt hat.“
Die Schauspielerin habe Kollegen von dem Independent-Projekt der Studentinnen erzählt. Die restliche Überzeugungsarbeit leistete das ungewöhnliche Drehbuch: „‚Shanzo‘ wird ein Großstadt-Western. Etwas Vergleichbares gab es in Deutschland bisher nicht“, meint Ahrens. Es gebe im Film zwar keinen Cowboy mit Pferd, in der Figur des einsamen Unbekannten Shanzo fänden sich jedoch viele Western-Elemente wieder. Der Film werde sowohl Film-Liebhabern als auch einem breiten Kinopublikum gefallen: „Es gibt Zitate und Anspielungen, aber auch einfach wunderschöne Bilder. ‚Shanzo‘ soll beim Zuschauer ein gutes Gefühl hinterlassen.“
Launspach und Ahrens kümmern sich um die Finanzierung des Projekts. „Wir haben keine große Filmförderung im Rücken, suchen also nach Sponsoren und organisieren Crowdfunding-Aktionen im Internet. So kann uns auch die Öffentlichkeit unterstützen.“
Zum harten Kern des „Shanzo“-Teams gehören ein studierter Kameramann und der Werdener Regisseur und Drehbuchautor Marcus Pajtler. „Die beiden verstehen sich blind am Set. Die harte Arbeit wird leichter dadurch, dass wir im Team so gut befreundet sind“, meint Ahrens. Die Organisation bestimme inzwischen den gesamten Alltag der jungen Filmemacher: „Wir sprechen uns täglich und gehen nicht mehr ohne Flyer aus dem Haus“, sagt Launspach mit einem Grinsen.
Damit „Shanzo“ reibungslos seinen Weg auf die Leinwand findet, sind die beiden Producerinnen aktuell im Gespräch mit Produktionsfirmen und Verleihern. Wie sie gelernt haben, sich im Filmgeschäft zurechtzufinden? „Learning by Doing“, meinen Ahrens und Launspach. „Natürlich gibt es auch Durststrecken, aber auch immer wieder kleine Erfolge.“
Neben dem Spaß an der Sache treibt die Nachwuchs-Filmemacher auch ein idealistischer Gedanke an: „‚Shanzo‘ steht auch für ein integratives Deutschland. Einige unserer Schauspieler haben einen Migrationshintergrund, dies wird aber nicht thematisiert. Im Filmgeschäft haben es Menschen, die nicht Deutsch aussehen, immer noch schwer“, erklärt Ahrens. Die deutsche Filmlandschaft solle mit „Shanzo“ erweitert werden: „Wir wollen uns etwas trauen und zeigen, was wir in Deutschland können.“