Essen-Werden. Es hat sich ausgequalmt. Seit dem 1. Mai sind ausnahmslos alle Gaststätten in NRW rauchfrei. Raucher gehören vor die Tür, dürfen ihr freikäufliches Konsumprodukt nur noch unter freiem Himmel genießen, nicht aber mehr dort, wo Geselligkeit groß geschrieben wird, sich Menschen verabreden, um einen schönen Abend miteinander zu verbringen: in Kneipen.

Und genau da geht sie nun verloren - die Geselligkeit. Das ist es jedenfalls, was Kristian von der Stein in den ersten zwei rauchfreien Wochen festgestellt hat. „Ständig spalten sich Grüppchen, weil irgendjemand immer wieder raus geht. Das ist für alle Beteiligten, die zusammen an einem Tisch sitzen oder an der Theke stehen, ob Raucher oder Nichtraucher, kein angenehmer Zustand“, so der Inhaber der Eckkneipe Alt Werden. Nach gerade mal zwei Wochen „draußen rauchen“ kann von der Stein jedenfalls ganz sicher bestätigen: „Die Geselligkeit leidet extrem darunter.“ Skatrunden werden unterbrochen, Knobelpartner lassen die Würfelbecher für fünf Minuten stehen, Spieler am Kickertisch fehlen. Das alles in einer Gaststätte, in der schon so viel geraucht wurde, wie es wohl Helmut Schmidt sein Lebtag nicht geschafft hat, in der Gäste erst ab 18 Jahren Zutritt haben und keine Speisen zubereitet werden.

Selbst Nichtraucher und Alt Werden-Gast Mike Hantschke äußert sich kritisch über die Einführung des Gesetzes: „Persönlich kann ich das Gesetz natürlich begrüßen, aber ich kann auch den Ärger der Raucher verstehen, dass sie sich bevormundet fühlen. Irgendwie gehört das Rauchen ja auch zum Kneipenflair dazu. Und jeder konnte bislang frei wählen, ob er eine Raucherkneipe oder eine rauchfreie Gaststätte bevorzugt...“

Das gelte natürlich auch für das Kneipenpersonal, das man mit dem Gesetz ja schützen möchte.

Die staatliche Bevormundung ist es dann auch, die Kristian von der Stein beanstandet. Auf der Facebook-Seite der Gaststätte las man vor wenigen Tagen folgende Sätze: „(...) Die Regierung erklärt eine Gaststätte zum öffentlichen Raum und verhängt ein Rauchverbot für alle Anwesenden. Es wird in das Eigentums- und Besitzrecht und die Berufsfreiheit des Wirtes empfindlich eingegriffen. (...)“ Zudem würde dem Gastronom eine Kontrollaufgabe auferlegt und die Bevölkerung zum Denunzieren aufgerufen, weil Ordnungsämter angeblich wiederum kein Personal für die Kontrollen hätten. Raucher würden vor die Tür geschickt, und der Wirt bekäme die nächsten unbezahlten Kontrollaufgaben aufgedrückt. In erster Linie müsse er nämlich für Ruhe sorgen und kontrollieren, dass Kippen nicht auf dem Boden landen.

Im eigenen Interesse müssen von der Stein und alle anderen Wirte dann noch darauf achten, dass niemand die Zeche prellt und der Gast nach der Zigarette auch wirklich wieder hinein kommt.